Meine Briefe und Artikel aus Jerusalem

Meine Briefe & Artikel aus Jerusalem

30.08.21 Tel Aviv Maccabi und die WZO erinnerten an die Olympischen Spiele 1936

Die Olympischen Spiele in Berlin 1936 sind als Propaganda-Spiele der NS-Diktatur in die Geschichte eingegangen. Ein Jahr nach Verabschiedung der Nürnberger Rassegesetze und zeitgleich mit der Errichtung des Konzentrationslagers Sachsenhausen präsentierte sich Deutschland der Weltöffentlichkeit als weltoffenes und friedliebendes Land.

Anlässlich des 85. Jahrestags der Spiele in Berlin fand am 24. August in Tel Aviv eine Konferenz unter dem Titel »Vereint durch Sport« statt. Eingeladen hatte das Center for Jewish Impact gemeinsam mit dem Sportverein Maccabi Tel Aviv und der World Zionist Organization (WZO).
06.06.21 Schwerter zu Pflugscharen - Waffenschrott zu Kunstwerken

Als der Raketenalarm ertönt, befinde ich mich gerade unweit der „Cinematheque“ – dem beliebtesten Programmkino Jerusalems. Eigentlich wollte ich gerade ein paar Filmaufnahmen für eine kurze Reportage drehen, als sehr unvermittelt eine auf- und abschwellende Sirene zu hören ist. Im Gegensatz zum ununterbrochenen Ton, der im Falle eines Probealarms heulen würde, bedeutet das Auf und Ab, dass es sich hier um einen Ernstfall handelt. Der letzte Raketenalarm in Jerusalem liegt schon einige Jahre zurück, aber ich erinnere mich noch gut an die Anweisungen von damals: Falls es einen Luftschutzbunker in der Nähe gibt, geht man dort hin, ansonsten in das Treppenhaus des nächsten Gebäudes, in einen Bereich, wo es keine Außenwände oder Fenster gibt.

02.05.21 Mit Koscher Kung Fu zum inneren Frieden

Kung Fu verbinden die meisten Menschen wahrscheinlich mit Bruce Lee oder mit Jackie Chan. Ich muss hingegen immer an meinen Nachbarn Jacob Lunon denken, der jeden Abend auf dem großen Parkplatz unter unserem Haus Jugendliche in „Koscher Kung Fu“ unterrichtet.

Lunon hat eine sehr bewegende Lebensgeschichte: 1954 als Sohn einer 15-Jährigen unweit von New York in den USA geboren, gab diese ihn kurz darauf zur Adoption frei. Doch auch in seiner neuen Familie ereilte den jungen Jacob ein trauriges Schicksal.

„An meinem dritten Geburtstag fuhr ich mit meinem Adoptivvater an einen See, um zu baden. Mitglieder des rassistischen Ku-Klux-Klans lauerten uns auf und warfen einen großen Stein in unsere Richtung. Dieser traf meinen Vater am Kopf. Er war auf der Stelle tot.“ Seine Mutter Bertha – nunmehr auf sich selbst gestellt – arbeitete als Putzfrau in verschiedenen Familien, bis sie schließlich eine feste Anstellung als Haushaltshilfe bei einer jüdischen Familie namens Kaplan fand.

28.03.21 Heute habe ich die Klagemauer geimpft

Heute habe ich die Klagemauer geimpft. Wirklich! Denn seit Ausbruch der Pandemie befindet auch sie sich quasi in Quarantäne. Vor der Coronakrise besuchten täglich tausende Touristen Jerusalem. Die Kotel, wie die Klagemauer auf Hebräisch heißt, ist ein kleiner Teil der westlichen Umfassungsmauer jenes Plateaus, auf dessen Spitze vor zweitausend Jahren der jüdische Tempel stand. Hier, so erzählt eine mystische Legende, ist die göttliche Gegenwart besonders stark spürbar. Viele Besucher kamen extra nach Jerusalem, um kleine Wunsch- oder Gebetszettel in eine der zahlreichen Ritzen der Mauer zu stecken. An diesem heiligen Ort – so meinten sie – müsse der liebe Gott ihre Wünsche doch möglichst schnell erfüllen. Doch seit einem Jahr sind Israelreisen nicht mehr möglich und auch die Klagemauer ist so leer wie nie zuvor. Viele Menschen senden ihre Wünsche stattdessen über eine Webseite nach Jerusalem, wo sie ausgedruckt und zur Klagemauer getragen werden. Über 71.000 Zettel sollen es dieses Jahr gewesen sein. (...)


27.03.21 Von Krieg, Flucht und Frieden bis zur Falafel

Vor ihrer Israelreise haben Heba (17) und Narges (18) ein mulmiges Gefühl. Heba stammt ursprünglich aus Syrien und ist vor drei Jahren mit ihrer Familie nach Berlin geflüchtet. Narges kommt aus Afghanistan und floh vor vier Jahren mit ihrer Eltern vor den Taliban. Beide sind mittlerweile Schülerinnen am „Campus Rütli“ im Berliner Stadtteil Neukölln. Mit Israel verbinden Sie hauptsächlich Krieg, Gewalt und Terror[...]

20.02.21 Auf virtueller Tour durch die Altstadt

Zahlreiche Gruppen hat Reiseleiter Schmuel Kahn (33) durch Jerusalem geführt, doch seine heutige Gruppe – bestehend aus fünfzehn Holocaust-Überlebenden – ist auch für ihn ein besonderes Erlebnis. Da viele seiner Zuhörer österreichische Wurzeln haben, erzählt er im jüdischen Viertel der Altstadt die Legende, nach welcher Kaiser Franz Joseph I. während seines berühmten Jerusalembesuchs 1869 Geld für die Kuppel der Tiferet-Israel-Synagoge spendete. Zwar sei diese Geschichte nicht ganz wahr, doch hätte die Gemeinde stets eine besondere Beziehung zum Kaiser gehabt. In den Gebetbüchern der Jerusalemer Synagoge habe es sogar ein extra Gebet für die Gesundheit und das Wohlergehen des österreichischen Kaisers gegeben. (...)

17.01.21 Wenn ein dicker Stein vom Herzen fällt

Wenn ich gefragt werde, wo ich den größten Unterschied zwischen Deutschland und Israel wahrnehme, verweise ich gerne auf den unglaublichen Optimismus der Israelis, der oft mit einem unermesslichen Fortschrittsglauben einhergeht. Während viele Deutsche Innovationen oft erstmal skeptisch gegenüberstehen und mögliche negative Effekte diskutieren, stürzen sich Israelis mit großer Begeisterung auf alles, was neu ist.

Dieser Unterschied zwischen Israel und Deutschland fiel mir insbesondere in den letzten Wochen auf, als es um die Frage der Corona-Impfungen ging. Die Impfbereitschaft der Israelis ist im Vergleich zu Deutschland sehr hoch. Ängstliche Stimmen, die Impfstoffe seien noch nicht erprobt genug, sind hier kaum zu hören. (...)

06.12.20 Rettende Postkarte zum Advent

Kürzlich schrieb mir mein Freund Daniel aus Bonn eine E-Mail mit einer ungewöhnlichen Bitte: Da Auslandsreisen aufgrund der Corona-Pandemie dieses Jahr nicht möglich waren, könne er für seine sechs- und neunjährigen Töchter keinen Adventskalender gestalten. In diesen lege er nämlich immer kleine Mitbringsel aus verschiedenen Ländern. Sein Wunsch: Ich möge ihm für das Türchen am 17. Dezember eine Postkarte aus Jerusalem schicken und damit seinen Adventskalender retten.

Den Besuch in der Altstadt, wo es die schönsten Postkarten von Jerusalem gibt, verbinde ich mit einer Stippvisite bei Joachim Lenz, der seit kurzem der neue evangelische Propst in Jerusalem ist. Seine Wohnung liegt direkt neben der lutherischen Erlöserkirche, keine zwei Minuten von der berühmten Grabeskirche entfernt.

Joachim Lenz hatte in den vergangenen Jahren viele interessante Aufgaben: Als Kirchentagspastor organisierte er riesige Gottesdienste mit bis zu 120.000 Teilnehmern. Auch war er Direktor der Berliner Stadtmission, wo er für die Durchführung des Heiligabendgottesdiensts im Berliner Hauptbahnhof – nach Lenz „die größte Kathedrale der Welt“ - verantwortlich war.

Dennoch habe er sich sehr über seine Berufung zum Propst in Jerusalem gefreut. Im Innenhof des Propsteigebäudes erzählt mir Lenz begeistert von seinen ausführlichen Spaziergängen durch die pittoresken Gassen der Altstadt. Religion sei in dieser Stadt natürlich allgegenwärtig. Wenn er auf dem Weg zu einem ökumenischen Treffen in seinem knielangen, hochgeschlossenen Lutherrock, dem großen Amtskreuz und einer schwarzen Maske durch die Straßen laufe, wirke das in der Stadt der Religionen erstaunlich unauffällig und niemand drehe sich verwundert um.

Spannend sei zum Beispiel das Treffen mit dem armenischen Patriarchen gewesen, der sich ihm gegenüber darüber empörte, dass weder sein griechischer noch sein katholischer Amtskollege bereit gewesen wären, mit ihm gemeinsam den Überfall Aserbaidschans auf Bergkarabach zu verurteilen. Internationale Politik spiele beim Verhältnis der verschiedenen christlichen Kirchen zueinander hier eine viel größere Rolle, als er dies von Deutschland gewohnt sei.

Die örtliche deutsche evangelische Gemeinde sei sehr klein und bestehe aus weniger als 200 Mitgliedern. Als die Kirche am Martinstag einen Laternenbastelnachmittag anbot, seien sogar einige Familien von der deutschen Botschaft und vom ARD-Studio extra aus Tel Aviv angereist. Auch das gemeinsame Adventskranzbinden ein paar Wochen später sei sehr gut angenommen worden. Einen Teil seiner Aufgabe sieht Lenz darin, evangelischen deutschsprachigen Menschen im Lande etwas Heimat anzubieten.

Jetzt, in der vorweihnachtlichen Zeit, mache er sich natürlich viele Gedanken, wie man die Festtage unter den notwendigen Hygieneregeln feiern könne.

Seit seiner Ankunft sei noch kein einziger Gottesdienst in der Erlöserkirche selbst möglich gewesen, und auch in der Adventszeit seien Gottesdienste nur unter großen Einschränkungen erlaubt. Zum Gebet treffe sich die kleine Gemeinde daher draußen im doppelstöckigen mittelalterlichen Kreuzgang, der direkt an die Kirche angrenzt. Lenz gelingt es jedoch, auch diesem Umstand etwas Positives abzugewinnen: “Wenn man draußen bei Kerzenschein in dicken Mänteln und Wärmedecken die Messe zelebriert, ist die Stimmung vielleicht um einiges weihnachtlicher, als dies in der großen Erlöserkirche der Fall ist”, sagt er mit leuchtenden Augen.

Ich erzähle Lenz von meinem Freund Daniel und seinem "gefährdeten" Adventskalender und frage ihn, ob dieses Jahr auch Weihnachten selbst in Gefahr sei. “Wir müssen Weihnachten nicht retten, Weihnachten rettet uns!” bekomme ich überraschend deutlich zur Antwort. In der christlichen Theologie sei die Jesusgeschichte schließlich das Rettungsereignis für die Menschen. Und auch die staatlichen Vorgaben würden letztendlich helfen, Menschenleben zu retten.

Auf dem Rückweg komme ich an einem der wenigen offenen Souvenirgeschäfte vorbei. Ich finde eine Postkarte mit einem Weihnachtsmann, der auf einem Kamel sitzt. Im Hintergrund ist die Altstadt von Jerusalem mit dem Felsendom und der Grabeskirche zu erkennen. Die kaufe ich Daniel für den Adventskalender seiner Töchter. Damit ist zumindest sein Adventskalender dieses Jahr gerettet.

01.11.20 Und wann fahren wir nach Abu Dhabi?

Seit Jahrzehnten träumen Israelis von Reisen durch die arabische Welt. Und nachdem die israelische Regierung letzten Sonntag das jüngste Abkommen zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) offiziell ratifizierte, steht ein künftiger Besuch im Golfstaat bei vielen Familien anscheinend hoch im Kurs.

28.09.20 Die Deutschen kommen

Meine Begeisterung hielt sich zugegebenermaßen in Grenzen, als mir mein Sohn kürzlich freudestrahlend mitteilte, dass von Freitag auf Samstag „die Deutschen“ zu uns kommen und bei uns übernachten würden. [...] Inspiriert ist der Name der Gruppe übrigens von der israelischen TV-Comedyshow „Die Juden kommen“ (hebr. „HaYehudim Baim“), die seit ein paar Jahren im öffentlich-rechtlichen Fernsehkanal Kan11 läuft. In kurzen, etwa fünfminütigen Sketchen werden hier Episoden der Geschichte des jüdischen Volkes von der biblischen Zeit bis in die israelische Gegenwart humoristisch und mit viel Ironie nacherzählt.

30.08.20 Besuch bei den Beduinen in der Wüste

Ich erinnere mich noch gut an Mohammed: [...] In seinem „Shig“ – dem Empfangszelt für Gäste – hatte er ein kleines Feuer entzündet, auf welchem er in einer alten rostigen Pfanne ein paar Kaffeebohnen für uns röstete. Mohammed berichtete uns von seinem Leben als nomadischem Wüstenbewohner, welche seit Jahrhunderten durch die Randzonen der Wüste zogen, um ihre Ziegen und Schafe zu weiden. [...] Erst viele Jahre später erfuhr ich, dass Mohammed in Wirklichkeit in der 70.000-Einwohner-Stadt Lehawim wohnt. Statt eines Kamels fährt er einen alten Skoda und das Beduinenzelt gehört einem israelischen Tourismusunternehmen, das sich auf außergewöhnliche Übernachtungsorte in der Wüste spezialisiert hat.
Besuch bei den Beduinen in der Wüste

 

02.08.20 "Bibi Ciao" - Protestbewegung fordert den Rücktritt von Premier Benjamin Netanjahu

Obwohl ich im Stadtzentrum wohne, ist es bei mir in der Straße meistens sehr still. Der Autolärm der angrenzenden Rambam-Straße ist kaum zu hören und besonders in den Abendstunden sitze ich gerne auf dem Balkon und genieße den friedvollen Sonnenuntergang über den Häusern von Jerusalem. Seit einiger Zeit ist es jedoch vorbei mit der ruhigen Idylle. Fast jeden Abend demonstrieren praktisch vor meiner Haustür Tausende von Israelis gegen die Corona-Politik des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. [...]

05.07.20 Israels Geheimdienst soll Corona dauerhaft bekämpfen

Wie wichtig ist der Datenschutz in Zeiten der Corona-Pandemie? Und wie tief darf der Staat in die Privatsphäre seiner Bürger eindringen, um Kontaktketten von Infizierten nachzuvollziehen und zukünftige Ansteckungen zu verhindern? Nachdem die Infektionszahlen in Israel seit Juni wieder rapide steigen, wird dieses Frage in Israel heiß diskutiert.

07.06.20 Israel baut die größte Entsaltzungsanlage der Welt

[...] Während in Deutschland erst in den letzten Jahren aufgrund der niederschlagsarmen Sommer die zunehmende Trockenheit diskutiert wird, prägt in Israel die Sorge um die Trinkwasserversorgung den Alltag wie auch die Politik seit vielen Jahren. Alleine in den letzten zehn Jahren sank die Niederschlagsmenge im Vergleich zu den Jahrzehnten zuvor um etwa 30 Prozent – und das in einem Land, das auch heute bereits zu 60 Prozent aus Wüste besteht. [...]

10.5.20 Von Strubbelhaaren, göttlichen Zeichen und kleinen Pfannkuchen

Ein Geständnis: Auch uns Männern ist es nicht egal, wie wir aussehen! Knappe zehn Wochen war ich nicht beim Friseur, und obwohl ich gerne Schirmmützen trage, waren die vielen zerzausten Haare darunter doch zu deutlich zu erkennen. Vor ein paar Tagen hat Israel die fast absolute Ausgangssperre aufgehoben, und auch der Einzelhandel darf wieder öffnen. Erwartungsvoll mache ich mich auf zu meinem Lieblings-Friseursalon in der Jerusalemer Altstadt.
[...]

22.04.20 Koalitionsverhandlungen in Israel

11.4.20 Ostern in einer Geisterstadt

Heiligkeit wird oft mit Stille in Verbindung gebracht – aber leider sucht man Stille an heiligen Orten oft vergebens. Ich erinnere mich gut an die Jerusalemer Karwoche vor einem Jahr: Am Palmsonntag hatten knapp 20.000 Pilger an der traditionellen Prozession vom Ölberg zur St.-Anna-Kirche teilgenommen. Vorne lief der katholische Erzbischof, direkt dahinter die Franziskanermönche, von denen einige ihre Gitarren mitgebracht hatten. “Hosiana, hosiana”, tönte es durch das Kidrontal. “Jesus ist auf einem Esel in Jerusalem eingezogen.” Trotz der 40-tägigen Fastenzeit war die Stimmung fröhlich und ausgelassen. [...]Artikel: Ostern in einer Geisterstadt

07.03.20 Wenn Wahltage Glückstage sind - oder auch nicht.

[...] Tatsächlich fanden die letzten 22 Knesset-Wahlen fast ausschließlich an Dienstagen statt – nicht etwa, weil man diese Tradition aus den USA übernommen hätte, wo die Wahlen zum US-Kongress ebenfalls immer an einem Dienstag stattfinden müssen. Der Dienstag als dritter Tag der jüdischen Woche gilt in Israel als Glückstag! Bereits im Schöpfungsbericht des 1. Buch Mose stellt der liebe Gott am dritten Tag gleich zweimal selbstzufrieden fest, „dass es gut war“, was er soeben erschaffen hatte. Hieraus entwickelte sich im Judentum auch die Ansicht, dass das Eheleben eines Paares um vieles glücklicher wird, wenn es an einem Dienstag heiratet.

 

02.02.20 Zehn Maß Schönheit kamen auf diese Stadt

Im Talmud, neben der Torah eines der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums, steht geschrieben: „Zehn Maß Schönheit kam auf die Erde herab. Jerusalem bekam davon neun. Die übrige Welt eins.“ Und tatsächlich hat Jerusalem einige sehr hübsche Ecken, etwa wenn man in den frühen Abendstunden vom Ölberg gen Westen auf die Altstadt von Jerusalem blickt. Dann reflektieren die durchgängig aus weißem Jerusalemstein errichteten Häuser das Sonnenlicht und erzeugen einen goldenen Schimmer, der die ganze Stadt überzieht. Wo vor 2000 Jahren der jüdische Tempel stand, erheben sich heute der prachtvolle achteckige Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee – die wichtigsten muslimischen Heiligtümer der Stadt. Auch die Kuppeln der Grabeskirche, wo nach christlicher Auffassung Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi stattfanden, sind von hier aus gut zu erkennen.

Viele Mythen und Legenden ranken sich um Jerusalem: Adam, der erste Mensch, soll hier erschaffen worden sein. Muslime verehren in Jerusalem jenen Ort, an dem der Prophet Mohammed seine nächtliche Himmelsreise angetreten hat und im Mittelalter galt die Stadt gar als der Mittelpunkt der Welt.[...]

25.09.19 Interview mit Uriel Kashi: "Viele Haben Netanyahu satt"

Herr Kashi, warum sind die Blau-Weißen von Benny Gantz derzeit in Israel so erfolgreich?

Weil viele Israelis Benjamin Netanjahu mit seinen Korruptionsskandalen, aber auch seine Selbstgefälligkeit und seine aggressive Rhetorik satthaben. Gleichzeitig unterstützen sie aber große Teile seiner Politik und wollen insbesondere die Sicherheitsinteressen des Landes nicht gefährdet sehen.
Es ist ein Erfolgsprinzip von Blau-Weiß, dass die Partei neben dem ehemaligen Generalstabschef Benny Gantz noch eine Reihe weiterer hoher Ex-Militärs in ihren Reihen hat. In der Politik gegenüber dem Iran oder der palästinensischen Hamas im Gazastreifen unterscheiden sich der Likud und Blau-Weiß kaum. [...]

07.12.17 Interview mit Uriel Kashi: „Jerusalem ist ja auch Hauptstadt“

Mit seinem historischen Alleingang in der Jerusalem-Frage hat US-Präsident Trump den Nahen Osten in Aufruhr versetzt. Die Hamas ruft zum Aufstand auf. Wie sehen Jerusalemer selbst die Lage? Darüber sprachen wir mit einem von ihnen, Uriel Kashi.

Herr Kashi, wie ist die Lage in Jerusalem?

Uriel Kashi: In West-Jeruslaem ist es entspannt, ruhig wie immer. In Ost-Jerusalem, in der Altstadt, ist auch nicht viel mehr Polizeipräsenz als sonst. Das Neue seit Donald Trumps Rede ist, dass die arabischen Geschäfte, sprich die Geschäfte im muslimischen und im christlichen Viertel, zum Generalstreik aufgerufen haben. Dort sind jetzt die meisten Läden dicht. Die Grabeskirche ist aber voll wie immer, viele Touristen sind dort. Örtliche Spannungen gab es vorm Damaskustor, im modernen Ostteil und im palästinensischen Autonomiegebiet, also etwa in Ramallah und Betlehem.