Heiliger Müll, oder Pessachputz an der Klagemauer.

Heiliger Müll, oder Pessachputz an der Klagemauer.

Die Kotel – auch unter dem Namen „Klagemauer“ bekannt, gilt als einer der wichtigsten Orte des Judentums. Unweit der Stelle, wo bis vor 2000 Jahren der jüdische Tempel stand, sei –  so erzählt es die mystische Lehre der Kabbala – die „göttliche Anwesenheit“ ganz besonders präsent. Entsprechend entwickelte sich bereits vor vielen hundert Jahren die Tradition, kleine Briefe mit Fürbitten und Wünschen in eine der zahlreichen Ritzen der Mauer zu stecken, in der Hoffnung, dass diese Gebete vom lieben Gott vielleicht etwas schneller erhört werden könnten.

Heute können Gläubige ihre Wünsche sogar per Internet nach Jerusalem schicken, wo sie ausgedruckt und in eine der Spalte gestopft werden. Für eine kleine Spende ist man unter www.jerusalemwesternwall.com sogar dazu bereit, einen Rabbiner dabei zu filmen, wie er das kleine Zettelchen in eine der Mauerspalten drückt und es segnet. Anschließend wird das Video des Ganzen auf YouTube veröffentlicht.

Während manche Gläubige statt kleinen Briefen auch mal ein paar hundert ungedeckte Schecks an der Klagemauer hinterlassen, zeigte sich Bart Simpson in der berühmtem Israel-Folge grundsätzlich skeptisch, ob die vielen ausformulierten Wünsche überhaupt erfüllbar sind.

Oft werde ich gefragt, was eigentlich mit den vielen Millionen Papierschnitzeln passiert, die sich über die Jahre ansammeln? Die Antwort lautet, dass sie 2x im Jahr (vor dem Neujahrsfest Rosh Hashana und vor Pessach) von extra ausgebildeten Arbeitern unter der Aufsicht des zuständigen Rabbiners gesammelt und auf dem großen jüdischen Ölberg-Friedhof begraben werden. Vor ihrer Arbeit müssen die Arbeiter übrigens noch in der Mikwe (dem rituellen Tauchbad) untertauchen und selbstverständlich ist es gemäß der Halacha streng verboten, die Gebete und Texte auf den zahlreichen Zetteln zu lesen.

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Heute standen vor der Klagemauer zwei große Wägen mit Müllsäcken, aufgefüllt mit Hunderten von diesen kleinen Zettelchen, kurz bevor Sie zum Ölberg gebracht werden sollten. Ich habe die Säcke als Beweis für meinen Blog fotografiert. Kurzum: Es gibt wieder Platz für neue Gebete!