Foto-Ausstellung The Mount – der Tempelberg

Foto-Ausstellung: The Mount – der Tempelberg

Direkt am Jaffa-Tor – dem westlichen Haupteingang in die Jerusalemer Altstadt – befindet sich die sog. David-Zitadelle, eine Festung, die eigentlich aus der Zeit Herodes des Großen (1. Jh. v. Zt.) stammt. Von einem alten Turm aus hat man hier einen phänomenalen Blick auf die gesamte Altstadt und auch auf den Tempelberg. Heute befindet sich in der alten Festung ein Museum zur Geschichte Jerusalems. Lange bleibe ich diesmal nicht auf dem Turm, zu neugierig bin ich auf die neue Sonderausstellung: The Mount – der Tempelberg.

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Die Ausstellung beginnt mit einem Ausschnitt der israelischen Satiresendung „Eretz Nehederet“. Der israelische nationalreligiöse Erziehungsminisiter Naftali Benet streitet sich mit einem Moslem über die Frage, wem der Tempelberg wichtiger und heiliger sei. Der Streit eskaliert, bis die beiden das Areal schließlich in Brand setzen.
Witzig? Aus Angst vor Missverständnissen betont das Museum, mit dem Zeigen des Films keine Position zu beziehen und keinen Schaden anrichten zu wollen.

Anschließend wird es etwas ernster, konzentrieren sich auf diesem Berg doch die Spannungen, Sehnsüchte und Erwartungen der drei Religionen, die sich alle auf Abraham berufen: Hier soll König Salomo vor knapp 3000 Jahren innerhalb von nur sieben Jahren den ersten jüdischen Tempel errichtet haben. Nach dessen Zerstörung – gut 400 Jahre später – wurde hier von den Israeliten, die aus dem Exil zurückkehrten, ein zweiter Tempel geschaffen. Dieser wurde unter König Herodes um 20 v. Chr. ausgebaut und großzügig erweitert.
Dieser Tempel spielt auch für christliche Geschichte eine wichtige Rolle, da hier Jesus während seiner Zeit in Jerusalem gelehrt haben soll. Später wurde, lange nach der Zerstörung der Anlage durch die Römer 70 n. Zt., an der selben Stelle ein römischer Jupiter-Tempel und im 7. Jahrhundert die Al-Aqṣā- Moschee sowie noch später schließlich der islamische Felsendom errichtet.

Während die Muslime heute den oberen Teil des Berges verwalten, beten Juden an der Kotel, der sog. Klagemauer, welche einen Teil der westlichen Umfassungsmauer um den Tempelberg selbst darstellt.

Nach der historischen Einführung zur Geschichte des Tempelbergs geht in die eigentliche Ausstellung, welche uns Fotos vom Tempelberg aus den letzten 180 Jahren zeigt. Neben einigen berühmten Fotografien sind auch viele unbekannte Aufnahmen zu sehen: Bilder vom Krieg und Zeugnisse des Alltags, des Nebeneinander, manchmal miteinander der Menschen, die so unterschiedlich und doch so ähnlich scheinen. Eine Ausstellung über die bewegte Geschichte der Erinnerungen und Eindrücke, Schnappschüsse von Soldaten, Touristen, Arbeitern und Pilgern. Blickwinkel und Ansichten auf den Ort, wo der Stein liegen soll, von dem aus die Welt geschaffen worden ist.

Der Kurator Shimon Lev sagt dazu: “It is such a small area – merely one square kilometer – but it is the center of the world… like an atomic nucleus.“ (Jerusalemer Post, 5. April 2019). Er war es auch, der die mehreren hundert Bilder in sechs Zeitabschnitte geordnet und sortiert hat.

Am Ende des Besuchs lockt es mich doch wieder auf den Turm der Festung mit dem wunderbaren Blick auf die Altstadt. Diese Stadt Jerusalem, die jeden Tag vor Spannung zu zerreißen droht und doch auf wunderbare, alltägliche Weise geschäftig weiter rollt und lärmt; streitet, träumt und betet.

Graffiti & Street Art am Toten Meer

Graffiti & Street Art am Toten Meer

Das Tote Meer war schon immer ein Naturschauspiel. Die Salz- und Mineralstoffkonzentration ist hier etwa zehnmal höher ist als in anderen Gewässern. Am nördlichen Ufer befinden sich die beliebten Strandanlagen, deren Besuch bei fast allen Touristen in Israel fest auf dem Programm stehen.

Jetzt im Herbst fällt die durchschnittliche Tagestemperatur von 40° C auf milde 25° C ab und es bietet sich an, sich hier nach den Strapatzen eines straffen Besichtigungsprogramms etwas zu entspannen. Während manche Besucher hoffen, durch ein Bad im Meer bestehende Hautkrankheiten zu heilen, schwören andere darauf, dass das Wasser wie ein Jungbrunnen auf ihre Haut wirke.

Doch es gibt auch eine andere Seite: Unweit des Strandes befindet sich heute das Open-Air-Museum „Gallery Minus 430“. Auf den Wänden von rund hundert verlassenen Gebäuden einer ehemaligen jordanische Militärkaserne versucht das KünstlerInnen-Projekt „Save the Dead Sea“ auf eine nahende Naturkatastrophe aufmersam zu machen: Der berühmteste Salzsee der Welt zieht sich nämlich immer weiter zurück! Während der Wasserpegel vor 90 Jahren noch bei etwa −390m lag, ist er mittlerweile auf -430m gesunken.

Und er sinkt jedes Jahr um einen weiteren Meter…

 

Für das Austrocknen des Toten Meeres ist dabei nicht nur das strenge Klima verantwortlich, das eine zunehmende Verdunstung des Wassers bewirkt. Einerseits wird dem Jordanfluss – der im Toten Meer mündet – heute Wasser entnommen, dass für die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung eine entscheidende Bedeutung hat. Doch auch wirtschaftliche Gründe führen zum Absinken des Wasserspiegels: Um Magnesium, Pottasche oder Brom zu gewinnen, pumpt die Mineralindustrie jedes Jahr 650 Millionen Kubikmeter des Meerwassers zur Verdunstung in hierfür angelegte riesige Becken.

Neben israelischen StreetArt-Künstlern wie Dede Bandaid (berühmt duch seine Pflaster, die überall in Tel Aviv zu sehen sind) oder dem in Russland geborenen Andre I Missing (heute auch in Tel Aviv ansässig), finden sich auch Bilder des uruguayischen Künstlers Alfalfa, der durch die Multipliplikation von Kamel-Augen eine fast schon mythologische Figur erschaffen hat.

Während Nitzan Mintz als Visuelle Poetin mti Text arbeitet, setzt ein anderer junger Künstler – Fikos aus Griechenland – bei seinen Bildern auf die Faszination der antiken griechischen Mythologie und verbindet diese mit der orthodoxen christlichen Tradition. Für das Kunstprojekt hat sich Fikos im Vorfeld gut vorbereitet und aufmerksam die Chroniken von Flavius Josephus studiert. Der Massenselbstmord der Juden am Ende der Belagerung von Masada im Jahr 73 dient Fikos als Metapher für das Sterben des Toten Meeres.

Der Künster Libre aus Mexiko porträtiert auf einem der Wände Bashir, einen Bewohner Jerichos der seit vielen Jahren an einem der Strandanlagen arbeitet.  Ein weiteres Absinken des Wasserspiegels würde nicht nur ihm den Job und damit den Lebensunterhalt kosten.

Bleibt zu Hoffen, dass die Kunstaktion sowohl Politik wie auch Industrie motivieren, endlich die schon lange überfälligen Schritte zu unternehmen um das Tote Meer zu retten.

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Das Yung Yidish Kulturzentrum in Tel Aviv

Das Yung Yidish Kulturzentrum in Tel Aviv

Neve Sha’anan gehört zu den vernachlässigten Stadtvierteln Tel Avivs. Unweit des schicken Rothschild-Boulevards mit seinen zahlreichen Restaurants und Cafés wie auch den weißen Häuser im Bauhaus-Stil haben sich in den letzten Jahren vor allem afrikanische Flüchtlinge angesiedelt, die das Stadtbild rund um den Levinsky Park prägen. Hier befindet sich auch die „Tachana merkazit“ – nach Neu Delhi der zweitgrößte Busbahnhof der Welt. Das siebenstöckige Gebäude ist ein Koloss aus Beton, größtenteils ohne Fenster und in seinem Inneren labyrinthartig verschachtelt, mit langen Gängen und zahllosen Rolltreppen, billigen Geschäften und Imbissbuden, eine Art Stadt innerhalb der Stadt. Drei der sieben Stockwerke und damit die Hälfte der Geschäfte des ursprünglich auch als Einkaufszentrums geplanten Bahnhofs stehen inzwischen leer und verwahrlosen.

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Verlassene Gänge und leere Geschäfte im Zentralen Busbahnhof von Tel Aviv

Eigentlich gehört dieser Ort nicht zu den typischen Zielen touristischer Gruppen. In der 5. Etage, am Ende eines düsteren Ganges, eröffnet sich inmitten leerstehender Läden jedoch plötzlich eine ganz eigene, verwunschene Welt: hier hat Mendy Cahan, Schauspieler, Sänger und Literaturwissenschaftler, YUNG YiDiSH gegründet, ein gemeinnütziges Kulturzentrum, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, jiddische Kultur und die jiddische Sprache vor dem Vergessen zu retten.

Hinter einem mit Postkarten und Flyern beklebten Schaufenster verbirgt sich ein großer, kunstvoll eingerichteter Raum, der Regale voll mit jiddischen Büchern, aber auch Schallplatten, Zeitschriften, Briefe, Spiele und jiddische Artefakte beherbergt. Allein die Musikbibliothek besteht aus über 2000 jiddischen Liedern, Schallplatten und Kassetten. Seit Beginn seines Bestehens hat YUNG YiDiSH rund 50.000 Bücher gesammelt und damit vor der Zerstörung oder zumindest vor dem Vergessen bewahrt. Sie stammen von privaten Spendern, aus Nachlässen, von Institutionen und Bibliotheken die geschlossen wurden, wurden auf Märkten oder auf der Straße gefunden. Viele Werke liegen jedoch noch in Kisten und warten darauf, katalogisiert zu werden.
Fast im Minutentakt erzittern die Bücher in den langen Regalen und die Decke vibriert, weil direkt oberhalb des Zentrums die Busse vorbeirollen.
Ein Besuch bei Yung-Yiddish gleicht einer Zeitreise in die Vergangenheit. Es macht Spaß, in alten Zeitschriften der 50er Jahre zu blättern und z.B. auf die Photos des Beauty Contest: „Die schönsten jüdisches Frauen Amerikas“ zu stoßen. Und passend zum Pessach-Fest nächste Woche war ich beruhigt, dass auch in vergangenen Zeiten die Menschen am Seder-Abend möglichst schnell zum Essen kommen wollten, anstatt sich allzulange mit dem Lesen alter biblischer Texte aufzuhalten.
Mendy, der selbst jiddischsprachig aufgewachsen ist, erklärt meiner Gruppe, dass das Jiddische noch viel älter ist, als manche vermutet hätten. Es  entwickelte sich vermutlich zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert im Südwesten Deutschlands aus dem Mittelhochdeutschen heraus und war die Sprache der aschkenasischen Juden in Europa. Man unterscheidet das West- und das weiter verbreitete Ostjiddisch, wobei etwa 30 Prozent der Wörter aus dem Hebräischen und Aramäischen, der Rest aus dem Deutschen bzw. weiter im Osten, aus slawischen Sprachen stammen. Jiddisch wird mit hebräischen Buchstaben von rechts nach links geschrieben.

Bei der Frage nach den heutigen Nutzern des Bibliothek schmunzelt Mendy und erzählt von einem 102-jährigen Jiddisch-Leser, dem er regelmäßig Bücher nach Eilat – ganz im Süden den Landes –  sendet. Bei ihrem letzten Telefonat hätte dieser ihn jedoch gebeten, ihm keine „komplizierten Bücher“ sondern lieber „leichte Lektüre zur Entspannung“ zuzuschicken.

YUNG YiDiSH ist aber nicht nur eine Bibliothek sondern auch ein Ort für Konzerte, Lesungen, Theaterabende, Ausstellungen und verschiedenste künstlerische Experimente. Regelmäßig finden hier auf der Bühne umgeben von tausenden jiddischen Büchern kulturelle Veranstaltungen statt. Das Zentrum hat sich so zu einer Art lebendigem Jiddisch-Museum entwickelt, das Jung und Alt, Studenten und Wissenschaftler, Touristen aber auch die Jiddisch-Muttersprachler im Land anzieht.

Weitere Infos finden sich unter: yiddish.co.il/about/

PS: Bei meinem letzten Besuch in Yung Yidish traf ich Judith Poppe, die einen sehr schönen Artikel über das Yung Yidish Kulturzentrum in der taz veröffentlich hat. Vielen Dank für die Zusendung!

Besuch der Ausstellung „Ofra Zimbalista – The Grand Spectacle“ im Teffen Kunstmuseum

Besuch der Ausstellung „Ofra Zimbalista – The Grand Spectacle“ im Teffen Kunstmuseum

Vor kurzem habe ich als Tourguide mit einer Gruppe das „Open Museum“ in Teffen besucht, das im schönen Norden von Israel, in Galiläa liegt. Hier ist zur Zeit eine eindrucksvolle Ausstellung der israelischen Künstlerin Ofra Zimbalista zu sehen.

Das Open Museum liegt auf dem Gelände des Industrieparks Teffen, der 1983 von dem Unternehmer Stef Wertheimer aufgebaut wurde. Auf dem etwa 30 Hektar großen Parkgelände sind Kultur und Industrie auf einem Raum vereint. Neben einem Skulpturengarten, dem Jeckes-Museum des deutschsprachigen Judentums, einem Automobil- und Industriemuseum sowie einer Kunstgalerie befinden sich hier zahlreiche exportorientierte Firmen und junge israelische „Start-Up“ Unternehmen.

Die Galerie für israelische Kunst zeigt wechselnde Einzel- und Gruppenausstellungen von sowohl jungen als auch etablierten israelischen Künstlern wie Ofra Zimbalista, der die Ausstellung „The Grand Spectacle“ gewidmet ist.

Ofra Zimbalista (1939-2014) war bereits zu Lebzeiten mit zahlreichen Ausstellungen, sowohl in Israel als auch im Ausland, unter anderem in Deutschland, Frankreich und Ungarn, erfolgreich.

Von besonderer Bedeutung waren für die Künstlerin selbst jedoch vor allem ihre Skulpturen im öffentlichen Raum, die nicht nur Kunstliebhaber, sondern ein breites Publikum ansprechen. In der Ausstellung im Norden Israels werden 100 Werke Zimbalistas gezeigt, darunter einzelne Skulpturen, Installationen und Reliefs, weibliche und männliche Figuren aller Altersgruppen.

Zimbalista arbeite bei die Formung ihrer Figuren viele Jahre mit den selben Modellen. Entsprechend zeigen ihre Skulpturen die Entwicklung des menschlichen Körpers von der Jugend bis ins hohe Alter. Am Ende der Ausstellung bleiben von den Menschen nur noch ihre hohlen Hüllen übrig. Die Körper selbst ist nicht mehr vorhanden.

Besonders spektakulär ist die Präsentation dieser Werke: so bildet die Schau die genaue Anordnung der Skulpturen im verwaisten Atelier der Künstlerin in Ashdod nach, und bietet dem Besucher so die einzigartige Möglichkeit, einen intimen Einblick in das Schaffen der Bildhauerin zu bekommen. Zimbalistas ausdrucksstarke, raumgreifende Skulpturen sind in Bewegung. Sie klettern Wände empor, hängen von der Decke herab, tanzen oder musizieren. Auch der Skulpturengarten wird in die Ausstellung mit einbezogen, so dass die Skulpturen im Zusammenspiel mit Landschaft und Architektur erlebt werden können.

Der Besuch des Industrieparks mit seinen verschiedenen Museen und besonders der Galerie für israelische Kunst ist ein tolles Erlebnis für Besucher aus aller Welt!

Tiraz – Palästinensische Stickereien im Museum für Islamische Kunst

Tiraz – Palästinensische Stickereien im Museum für Islamische Kunst

20160110_111104Das Museum für Islamische Kunst in Jerusalem zeigt in seiner neuen Wechselausstellung kunstvoll bestickte Hochzeitskleider palästinensischer Frauen aus den Jahren 1880 – 1948. Die Kleider stammen aus der Sammlung Manuel Kleidmans und werden erstmals einer breiten Öffentlichkeit präsentiert.

Traditionell erlernten junge Mädchen bereits im Alter von 10 Jahren die palästinensische Stickkunst. Die Kleider, auf Arabisch Thob genannt, waren meist aus schwarzem Stoff gefertigt und reichten vom Oberkörper bis zu den Füßen. Entsprechend dauerte die Verzierung des Kleides oft viele Monate. Der Wert dieser Stickkunst lässt sich auch daran ermessen, dass das Brautkleid oft das wichtigste Kleidungsstück der Aussteuer war und nach der Hochzeit nur noch zu ganz besonderen privaten oder öffentlichen Festen getragen wurde.20160110_111111
Gleichzeitig ermöglicht eine genaue Betrachtung dieser Trachten Rückschlüsse auf die Herkunft und finanzielle Situation der Familien. Beduinische Mädchen im Süden des Landes, die oft als Schaf- und Ziegenhirtinnen viel Zeit hatten, investierten weit mehr Zeit in die Verschönerung ihrer Kleider als Mädchen in den Galliläischen Bergen, die durch Landarbeit zeitlich weit mehr eingebunden waren.

Das hier zu sehende weiße Kleid stammt von einer wohlhabenden Christin aus Ramallah und besticht durch seinen Münzschmuck. Interessanterweise nutzte die Familie neben osmanischen Münzen auch Münzen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie – ein besonderer Weg, den Wohlstand der Familie zu präsentieren. Die Kopfbedeckung auf dem Foto links darunter besteht komplett aus Münzen und wiegt etwa 8kg!

20160110_111128Normalerweise findet sich ein Großteil der Stickereien auf dem Brustbereich und an der Unterseite des Kleides. Neben geometrischen Formen und Pflanzenornamentik erkennt man Stickereien vom Halbmond, von Sternen und Wellen. Die traditionelle Vorstellung war, dass die Darstellung positiver Naturkräfte die Braut vor bösen Dämonen und dem sogenannten „Bösen Blick“ schützen könnte. Eine ähnliche Funktion erfüllten gestickte Tierdarstellungen.

Neben den Stickereien gab es natürlich auch qualitative Unterschiede bei der Wahl der Materialien. Das rechts unten abgebildete sehr wertvolle Kleid aus feinem Atlas-Stoff 20160110_111235wurde durch eine kunstvoll gestaltete Burka ergänzt. Bei genauerer Betrachtung wird deutlich, dass die Burka wie auch die Stickereien im Brustbereich weniger der Verhüllung der Frau dienen, als vielmehr ihre Attraktivität verstärken sollten.

Die Ausstellung ist bis Ende März im Islamischen Museum zu sehen.

L. A. Mayer Museum für islamische Kunst
HaPalmach St 2
Jerusalem, 91040

 

 

 

 

Licht-Festival in der Jerusalem Altstadt

Licht-Festival in der Jerusalem Altstadt

Diese Woche findet in Jerusalem wieder das jährliche Licht-Festival statt. Künstler aus aller Welt präsentieren ihre Lichtinstallationen und projizieren diese an die Altstadtmauern oder an antike Gebäude. Während Kinderzeichnungen das Damaskustor in bunten Farben leuchten lassen, spazieren Comic-Figuren über das Christian-Information-Center am Jaffa-Tor.

Besonders gelungen fand ich dieses Jahr eine Live Sand-Licht Projektion der israelischen Künstlerin Sheli Ben Nun. Wie mit Zauberhänden erschuf Sie auf einer Glasplatte voller Sand Phantasielandschaften und menschliche Charaktere, die sogleich an die Mauern zum Leben erweckt wurden. Am Ende durften die Zuschauer sogar Zeugen eines Heiratsantrags werden. Der künftige Bräutigam bat Sheli, seinen Antrag vor allen Zuschauern an die Wand schreiben. Kein Wunder, dass bei soviel Charme seine Freundin Nataly sofort ihr Ja-Wort gab.

Big Brother in Israel

Big Brother in Israel

Vor ein paar Tagen saß ich in einer Falafelbude und hinter mir entbrannte eine emotionale Diskussion zwischen zwei Männern: Es ging um einen Typen namens Saar, den die beiden übel beschimpften. Saar – so war man sich einig – sei ein „Linker der ganz üblen Sorte“, ein „Verräter“! Aber wie könne man ihn aus der Wohnung werfen, wenn ihn doch Araber und „die Linken aus Tel Aviv“ unterstützen würden? Erst nach und nach verstand ich, dass die beiden sich über die aktuelle Staffel von BIG BROTHER unterhielten, und dass es im Container anscheinend zu mehreren politischen Diskussionen gekommen war, welche halb Israel den Atem anhalten ließ. Zu Hause angekommen, fand ich im Internet schließlich die offizielle Zusammenfassung der Diskussionen, welche zu bester Sendezeit vom größten israelischen Fernsehsender ausgestrahlt wurde.
Heute bin ich auf dem Blog von Eran Vered auf eine englische Übersetzung dieser Zusammenfassung gestoßen.
Unabhängig davon, ob man mit Saars Positionen einverstanden ist oder nicht, zeigt der Beitrag, wie kontrovers man auch in Israel den palästinensisch-israelischen Konflikt diskutiert und wie diese Diskussion auch in den etablierten Medien ausgetragen wird. Weiter zeigt der Beitrag, wie stark politische Themen den Alltag der Menschen in diesem Land bestimmen. Während in der deutschen Version von BIG BROTHER der „Bewohner Klaus“ für Empörung sorgte, da er „seinen Po an dem Kopfkissen von Mitbewohnerin Lilly.“ rieb (vgl. Wikipedia), geht es in Israel um die Frage, wie die Existenz des Landes zukünftig gesichert werden könne.
Übrigens: Die Ausstrahlung der vierten Staffel endete bereits am 2. April. Saar Szekely konnte sich zwar nicht gegen alle seiner 20 Konkurrenten durchsetzen, gelangte jedoch trotz (oder wegen?) seiner politischen Ansichten immerhin auf Platz drei.