Faktenblatt zum Krieg zwischen der Hamas und Israel

Faktenblatt zum Krieg zwischen der Hamas und Israel

In den sozialen Medien erleben wir in den letzten Tagen eine große Fake-News-Kampagne. Hunderttausende von Posts und Kommentaren auf Facebook, Twitter, Instagram und TikTok werden in die Welt geschickt, offensichtlich gesteuert von Bots. Filme mit computeranimierten Stimmen – die jedoch sehr menschlich klingen – behaupten, dass es das Blutbad, welches die Hamas angerichtet hat, nicht gegeben hätte. Stattdessen wird behauptet, dass all die Geschehnisse Teil eines israelischen Plans wäre, den Gazastreifen zu zerstören.
Vieles deutet darauf hin, dass diese PR-Kampagne nicht von einzelnen Aktivisten betrieben wird, sondern dass staatliche Akteure wie der Iran dahinterstecken könnten.
Als Reaktion habe ich einen „Fact-Sheet“ geschrieben, in dem ich versucht habe, die aktuellen Ereignisse so seriös wie möglich in Stichworten zusammenzufassen. Über konstruktive Ergänzungen und Änderungsvorschläge freue ich mich – gerne könnt ihr diese hier als Kommentar hinterlassen. Gerne könnt ihr das auch an andere Interessierte Fact-Sheet weiterleiten.

https://reiseleiter-israel.de/wp-content/uploads/2023/10/Fact-Sheet.pdf

War Goliath betrunken, als er gegen David kämpfte?

War Goliath betrunken, als er gegen David kämpfte?

War Goliath betrunken, als er gegen David kämpfte? Und wenn ja, war das Bier, das er getrunken hat, zumindest lecker?
Ein interdisziplinäres Team von Archäologen, Mikrobiologen und Braumeistern in Israel hat es geschafft, Hefemikroorganismen, die an der Innenseite eines uralten Töpfergefäßes überlebt haben, zu isolieren und zu identifizieren. Dieses Gefäß zur Herstellung von Bier stammt aus den archäologischen Ausgrabungen in Tel Zafit, das mit der biblischen Stadt Gath in Verbindung gebracht wird. Gath ist die Heimatstadt des legendären Riesen Goliath, der in der Bibel für seinen Kampf gegen den jungen David bekannt ist.
Es besteht die Möglichkeit, dass Goliath während seines Kampfes gegen David ein paar Schlucke von diesem alten Bier im Bauch hatte, was möglicherweise seine Reaktionszeit beeinflusst hat.
Die gute Nachricht: Basierend auf dieser Hefe hat eine israelische Brauerei ein modernes Craft-Bier hergestellt! Wer also herausfinden möchte, ob das Bier den Stein zwischen den Augen wert war, ist herzlich eingeladen, bei seinem nächsten Besuch in Israel einen Schluck dieses biblischen Bieres zu probieren. In diesem Sinne: Prost oder „Lechaim“!
Photos: (c) reiseleiter-israel.de, Hebrew University, Israel Antiquities Authority, בירה שקמה

Pfingstgeschehen im Jahr 2023

Pfingstgeschehen im Jahr 2023

Ich habe AI gefragt: Wie hätte sich das Pfingstgeschehen zugetragen, wenn es im Jahr 2023 stattgefunden hätte?
Der Vorschlag: Anstatt, dass der Heilige Geist „wie Feuerzungen“ herabkommt, regnet es einen Schauer von Wi-Fi-Signalen oder Datenströmen auf die Jünger herab.
Verwundert empfangen die Jünger den „göttlichen Download“. In der Mitte des Bildes schwebt der Heilige Geist in Form einer verspielten, pixeligen Wolke, die eine Reihe von Emojis aussendet, die die Gaben des Geistes repräsentieren – wie ein Daumen hoch für Ermutigung, eine Glühbirne für Weisheit und ein Party Popper für Feierlichkeit.
Was meint ihr? Hat Euch die moderne Darstellung von Pfingsten überzeugt?
Das Reiseleiter Israel Team wünschten seinen christlichen Followern auf jeden Fall ein frohes Pfingsfest.

Schawuoth – Fest der Milchshakes

Schawuoth – Fest der Milchshakes

Heute feiern wir in Israel das Fest der Milchshakes! Richtig, Schavuoth! ?
Schavuoth, was auf Hebräisch „Wochen“ bedeutet, feiert das Ende der siebenwöchigen Omer-Zählung, die an Pessach beginnt. Das klingt ein bisschen wie ein Countdown! Denn am Ende dieses Countdowns soll Moses die Tora am Berg Sinai erhalten haben.
Aber was hat das alles mit Milkshakes zu tun?
Stellt euch vor, das Volk Israel freut sich darauf die heilige Tora zu erhalten, das ultimatives Handbuch fürs Leben. Das wollte man durchaus mit einem Festmahl feiern! Aber mit der Tora kam eine ganz neue Reihe von Regeln, insbesondere die Koscher-Gebote. Das heißt, das Grillfest, das usprünglich geplant war, wird jetzt etwas komplizierter… ??
Hinzu kommt, dass die Tora der Tradition nach an einem Schabbat überreicht wurde und an Schabbat es weder möglich war ein Vieh zu schlachten noch das Geschirr koscher zu machen. Was macht man also? Man isst ausschließlich Milchprodukte! ??
So kam es, dass an jenem historischen Tag, als die Tora überreicht wurde, die jüdische Gemeinschaft Milchprodukte genoss. Und so wurde der köstliche Brauch geboren, an Shavuot Milchprodukte zu essen.
An dieser Stelle also allen jüdischen Freund/innen ein fröhliches Schawuoth Fest!

Antikes Schiffswrack vor der Küste Israels entdeckt

Antikes Schiffswrack vor der Küste Israels entdeckt

Antikes Schiffswrack vor der Küste Israels entdeckt
Ein Mann, der vor der Küste Israels bei Bait Yanai schwamm, machte kürzlich eine verblüffende Entdeckung: ein Schiffswrack aus der Römerzeit, beladen mit tonnenweise Marmorsäulen und anderen architektonischen Elementen.
Das Schiffswrack wird auf etwa 1.800 Jahre geschätzt und ist das erste seiner Art, das in diesem Gebiet des Mittelmeeres gefunden wurde. Die Archäologen, die das Wrack untersuchen, glauben, dass der wertvolle weiße Marmor – vermutlich aus der Türkei oder aus Griechenland stammend – für ein prächtiges öffentliches Gebäude in Caesarea, einer nahegelegenen Hafenstadt, bestimmt war. Unter den Funden waren auch Teile eines Architravs, eines dekorativen Steinbalkens, der auf Säulen ruht.
Insbesondere beantwortet die Entdeckung dieses Schiffswracks eine spannende Frage: Haben die Römer in Israel fertige Produkte oder Rohstein importiert? Die Fracht enthielt kleine, hervorragend fertiggestellte Kapitelle sowie Material für größere, die wahrscheinlich an ihrem Bestimmungsort fertiggestellt worden wären.
Quelle: Haaretz
Photos: The underwater archaeology unit at the Israel Antiquities Authority

Internationalen Frauentag

Internationalen Frauentag

Heute, am Internationalen Frauentag, feiern wir einerseits die Errungenschaften von Frauen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, erinnern uns gleichzeitig aber auch an die Hindernisse, denen Frauen immer noch gegenüberstehen.
Es gibt eine faszinierende Theorie zur Wahl des Datums für den Internationalen Frauentag: Sie besagt, dass Clara Zetkin bewusst den 8. März als Datum für den Frauentag wählte, um gleichzeitig an die Heldin des jüdischen Purim-Festes, Königin Esther zu erinnern. Purim erinnert an die Rettung der Juden Persiens vor der Massenvernichtung durch die Königin Esther, die Frau des Artaxerxes.
Im Iran (Persien) kämpfen heute Frauen wieder für ihre Grundrechte gegen ein brutales Regime.
Das Foto zeigt iranische Frauen am 8. März 1979 kurz nach der Revolution. Weitere 3.000 Frauen protestierten in religiöser Stadt Qom, Residenz von Ayatollah Khomeini. Alle unverschleiert.
Wir wünschen allen Frauen weltweit Frieden, Freiheit und Sicherheit.

Öl für Krönung von König Charles III

Öl für Krönung von König Charles III

Nur noch drei Monate bis zur Krönung von König Charles III. und das benötigte Öl ist endlich bereit – Halleluja!
Hierzu ein paar Fun-Facts aus dem Heiligen Land:
Im Thron, auf dem Charles während der Krönung sitzen wird, ist angeblich der Stein integriert, auf dem der Erzvater Jakob in Bethel seinen Kopf ruhte. Auf der Flucht vor seinem Zwillingsbruder Esau träumte er von der Jakobsleiter, und Gott versprach ihm in diesem Traum, dass er zahlreiche Nachkommen haben und das Land besitzen würde.
Das Öl, das bei der Krönung von Prinz Charles verwendet wird, stammt aus Oliven, die auf dem Jerusalemer Ölberg wachsen – unweit der orthodoxen Maria Magdalena Kirche. Dieses wurde vor ein paar Tagen in der Grabeskirche durch den griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem Theophilos III. und dem anglikanischen Bischof von Jerusalem – Hosam Naoum – gesegnet.
Diese neue Tradition hängt mit der Großmutter von Charles, Prinzessin Alice von Battenberg, zusammen, die in der russisch-orthodoxen Kirche von Maria Magdalena auf dem Olivenberg begraben ist. Da Alice orthodoxe Christin war, macht die Segnung durch einen orthodoxen Patriarchen also Sinn.
Die Krönungszeremonie wird aber später vom anglikanischen Erzbischof von Canterbury, Justin Welby geleitet, der sich schon mal für die Segnung des Öls bedankte.
Die Duftstoffe Ambra, (die aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen gewonnen werden), und Zibet (aus den Analdrüsen von Zibetkatzen) sind jetzt out! Stattdessen ist das Öl mit ätherischen Ölen wie Sesam, Rose, Jasmin, Zimt, Neroli, Benzoin und Bernstein sowie Orangenblüte parfümiert und damit – so betont es die BBC – frei von tierischen Produkten.
Es ist wirklich beeindruckend, wie viel Aufwand für eine Krönung betrieben wird. Und bei der Menge aus den Bildern wird sicher noch etwas Öl übrig bleiben. Wo das wohl Verwendung findet?
Alle Photos stammen vom Twitter Account der Royal Family

Wie Lisa Eckhart uns den Spiegel vorhält

Wie Lisa Eckhart uns den Spiegel vorhält – und dafür in die rechte Ecke gestellt wird.

Offenen Rassismus zu erkennen, das ist einfach und kann jeder.
Doch auch in der Mitte der Gesellschaft sind Klischees gegenüber Minderheiten nicht die Ausnahme: Schwule sind empfindsam, Schwarze sind musikalisch und Juden sind außergewöhnlich intelligent.
Philosemitismus oder die Überhöhung von Schwulen oder Schwarzen sind letztendlich jedoch ebenso Vorurteile und damit die andere Seite derselben Medaille. Wenn die Erwartungen der Philosemiten an Juden enttäuscht werden (und dasselbe gilt für die überhöhten Erwartungen an Schwule, Schwarze etc.), verwandelt sich das angeblich (!) positive Bild wieder in das, was es ursprünglich war: In negative Stereotype, Abneigung oder sogar Hass.


Mit ihrer Kunstfigur Lisa Eckhart knöpft sich Lisa Lasselsberger – wie die Kabarettistin mit bürgerlichem Namen heißt – daher das angeblich liberale Bürgertum vor. Narzisstisch und selbstverliebt (wie die Figur “Lisa Eckhart”) glaubt dieses, durch ein positives Sprechen über Minderheiten alle Vorurteile überwunden zu haben und somit alles richtig zu machen.
In einem Interview „Auf dem roten Stuhl“ sagt die Kabarettistin: „Wenn linke Flüchtlingspolitik betrieben wird, dann wird gesagt: ,Das sind Menschen wie du und ich’. Das ist ein Satz, der mich wahnsinnig macht. Wieso können wir nicht Menschen akzeptieren unter der Prämisse, dass jemand anders ist? […] Da zeigt sich, [auch wenn] sie es gut meinen, doch eine Xenophobie. Eine Angst vor dem Fremden […] weil sie sonst unfähig sind, damit zu kooperieren.”
Zusammenhangslos zählt Eckhart in ihrem Sketch der WDR-Mitternachtsspitzen drei Namen auf: „Polanski, Weinstein und Allen“. Welcher Ethnie/Religion drei von Tausenden #MeToo-Tätern angehören, sollte eigentlich keine Relevanz haben. Und dennoch war wohl die erste Assoziation bei den meisten Zuhörern: „Das sind ja alles Juden!“ Diese Assoziation stand nicht erst mit Eckharts Satire im Raum, sondern auch während der #MeToo-Debatte, als die Vorwürfe gegen die drei prominenten Männer laut wurden.
Lasselsberger macht deutlich, wie bedeutsam es in der Debatte ist, ob jemand jüdisch ist: In ihrer Rolle der Lisa Eckhart spricht sie das aus, was viele denken und überspitzt satirisch: „Da haben wir immer gegen der Vorwurf gewettert: ‘den Juden geht es nur ums Geld’ und plötzlich kommt heraus, ‘Denen geht’s wirklich nicht ums Geld. Denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld’.” Mit dem zweiten Teil ihrer Aussage als Lisa Eckhart zeigt Lasselsberger, dass sogar selbsternannte Judenfreunde nie wirklich daran geglaubt haben, dass Juden nicht immer ans Geld denken. Ihr Monolog ahmt jene Menschen, die es “gut meinen“, nach und offenbart die Hypokrisie und die Gefahr des Wandels vom positiven Klischeebild zum klassischen Antisemitismus.
Ein ähnliches Phänomen erkennt Lasselsberger im Umgang der Gesellschaft mit dunkelhäutigen Menschen.
„Wir hatten auch schon brav gelernt: ‘Auch der Schwarze ist ein Mensch’…und ehe man sich umdreht, schon führt der edle Wilde wieder seinen Stammestanz auf”. Durch ihre Kunstfigur “Lisa Eckhart” reproduziert Lasselsberger den Mechanismus, wie hinter positiv konnotierten Vorurteilen die altbekannten negativ konnotierten Stereotype wieder auftauchen. Das positive Klischeebild vom „Schwarzen“ zerbröckelt durch das Vergehen eines Einzelnen und an seine Stelle tritt das ursprüngliche, rassistische Stereotyp.
Nun steht Eckhart in der Kritik. Die “Jüdische Allgemeine” titelt einen Artikel über sie mit den Worten: “Judenhass unter dem Deckmantel der Satire”. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, empfindet die Aussagen von Eckhart als “geschmacklos und kritikwürdig” und auch die taz wirft ihr Menschenfeindlichkeit vor.
Eckhart spricht die in der Gesellschaft verbreiteten Stereotype offen aus und führt ihr Publikum, noch während es darüber lacht, vor. Das ist gut, legitim und hat mit Antisemitismus nichts zu tun. Satire darf das!
Warum sind die Darbietungen von “Lisa Eckhart” dennoch problematisch? Vielleicht, weil man erwartet, dass sie anschließend mit dem Finger auf das Stereotyp zeigt und sagt: “Achtung, das ist Rassismus”. Stattdessen lässt sie die Stereotype jedoch unkommentiert stehen. Lasselsberger distanziert sich auf der Bühne nicht von ihrer Rolle der arroganten “Lisa Eckhart” und nimmt damit in Kauf, missverstanden zu werden. Während sie der Gesellschaft vorwirft, sich in der Rolle der aufgeklärten, vorurteilsfreien Bürger zu sehr zu gefallen, ist ihr Verharren in der Rolle “Lisa Eckhart” selbst arrogant. Durch die fehlende Demaskierung der Vorurteile, die sie eigentlich nur ans Licht bringen möchte, reproduziert sie diese letztendlich und verletzt erneut jene Minderheiten, die sich zurecht über die Stereotype empört. Schade.

Corona in Israel – Interview mit Yossi Tal

Yossi Tal war einer der ersten Corona-Erkrankten in Israel. Mittlerweile ist er wieder gesund und erzählt von seinen Erfahrungen und dem israelischen Umgang mit dem Virus.

Lieber Yossi, du warst einer der ersten Israelis, bei denen COVID-19 diagnostiziert wurde. Wie kam es dazu?

Yossi: Als Reiseleiter komme ich täglich mit sehr vielen Menschen in Kontakt. Am 2. März empfing ich am Ben Gurion Flughafen eine neue Reisegruppe aus Baden-Württemberg. Die ersten Nächte verbrachte die Gruppe in einem palästinensisch-christlichen Gästehaus in der Nähe von Bethlehem. Von dort aus unternahmen wir Ausflüge nach Jerusalem und in die nähere Umgebung.

Ein paar Tage später – wir waren bereits in der Negev-Wüste angekommen – rief uns der Besitzer des Gästehauses an und erzählte, dass er am Coronavirus erkrankt sei.

Wie ging es weiter?

Yossi: Mir war sofort klar, dass wir die Reise abbrechen müssen. Bis Ende Februar war der Coronavirus etwas, dass wir hauptsächlich mit China und Asien verbanden, doch mittlerweile wurde das Thema auch in Israel heiß diskutiert. In Absprache mit dem Reiseveranstalter beschlossen wir, die Gruppe auf einen früheren Rückflug umzubuchen. Da die Lufthansa aufgrund des israelischen Einreiseverbots bereits am 8. März den Flugverkehr nach Israel eingestellt hatte, war das jedoch schwieriger als erwartet. Schließlich fand der Reiseveranstalter zwei Flüge für den kommenden Tag. Die verbleibende Zeit verbrachten wir hauptsächlich in unserer Unterkunft und machten uns nach einer kurzen Nacht um 01.00 Uhr schließlich auf dem Weg zum Flughafen.

Der Ben-Gurion Flughafen ist ja bekannt für seine strengen Sicherheitskontrollen. Wie hat das mit der Gruppe funktioniert? 

Ganz anders als normalerweise. Die Gruppe durfte das Abflug-Terminal nicht einmal betreten und auch auf die typischen Fragen wie: „Haben Sie Ihren Koffer selbst gepackt“ wurde verzichtet. Stattdessen brachte der israelische Reisebus die Gruppe direkt bis zum Flugzeug. In Deutschland wurde die Gruppe dann sofort auf das Coronavirus untersucht. Von den 44 Touristen wurden 21 positiv getestet. Ich fuhr vom Flughafen direkt nach Hause und befand mich von nun an in Quarantäne. Bei Telefonaten mit dem Gesundheitsministerium musste ich genau erklären, wo wir mit der Gruppe gewesen sind und wen wir getroffen haben. Das Programm der Gruppe wurde in den israelischen Medien veröffentlicht. So versuchte man damals, die Bevölkerung zu warnen und die Verbreitung des Virus' zu verlangsamen.

Und Du?

Ein paar Tage später wurde auch ich positiv auf COVID-19 getestet und ins Rambam-Krankenhaus nach Haifa verlegt. Bis dahin hatte ich nur leichten Husten und erhöhte Temperatur. Ich wäre lieber zu Hause geblieben aber man bestand darauf. Ich war jetzt offiziell Israels Corona-Kranker Nr. 106.

Erzähle ein bisschen von Deinen Erfahrungen im Krankenhaus selbst.

Die ersten Tage war ich mit einem 73-jährigen Israeli untergebracht. Er war schon seit ein paar Tagen dort, hatte diverse Vorerkrankungen, schien aber auf dem Weg der Besserung zu sein. Eines Nachts verschlechterte sich sein Zustand jedoch rapide und hinterher erfuhr ich, dass er die Krankheit nicht überlebt hat. Das war nicht einfach für mich. Später waren wir dann zu viert im Zimmer und ich erinnerte mich an die berühmte Rede von Präsident Rivlin, in der er von den „vier Stämmen“ innerhalb der israelischen Gesellschaft spricht: In meinem Zimmer lagen ein ultraorthodoxer Jude, ein georgischstämmiger Nationalreligiöser mit gehäkelter Kippa, ein arabischer Israeli und ich, der säkulare Ashkenasi.

Klingt wie der Beginn eines Witzes. Seit ihr gut miteinander ausgekommen?

Ja, das war überhaupt kein Problem, wobei wir natürlich alle Rücksicht aufeinander nehmen mussten. Für den orthodoxen Juden klebten wir am Freitag Abend z.B. die Glühbirne in unserem Kühlschrank ab, da es orthodoxen Juden an Schabbat bekanntlich nicht erlaubt ist, das Licht an- oder auszuschalten.

Wie fanden die Untersuchungen im Krankenhaus statt?

Prinzipiell versuchte man, die Coronakranken von den restlichen Patienten und auch den Mitarbeitern zu trennen. Die meisten Untersuchungen wurden auf Distanz durchgeführt. Jeder von uns erhielt so eine Art Handy mit Kamera und die Ärzte gaben uns Anweisungen, was wir tun sollten. Dinge wie Fiebermessen, Ermittlung der Pulsfrequenz und des Blutsauerstoffgehalts haben wir selbst gemacht und die Daten wurden dann per Funk an die Ärzte übermittelt. Sogar das Röntgen meiner Lunge geschah mit einem mobilen Gerät direkt bei mir im Zimmer. Im Nebenzimmer lag eine 90-jährige pflegebedürftige Frau, die von ihrem Sohn versorgt wurde, der auch an Corona erkrankt war. Verständlicherweise versuchte das Pflegepersonal den Kontakt mit uns auf ein Minimum zu reduzieren.

Wann durftest Du wieder nach Hause?

Noch lange nicht. Nach zwei Wochen schlug man mir vor, in ein sogenanntes Corona-Hotel zu wechseln. Ich wäre lieber nach Hause gegangen, aber schließlich stimmte ich zu. Ehrlich gesagt war es im Krankenhaus durchaus auch etwas anstrengend. Vier Männer in einem Zimmer mit nur einer Toilette. Da kein Reinigungspersonal in die Zimmer durfte, waren wir auch selbst für das Saubermachen zuständig. Im Hotel wurde mir dann ein Einzelzimmer in Aussicht gestellt.

Diese „Corona-Hotels“ werden vom Israelischen Militär verwaltet.

Ja, dem sog. Heimatfront-Kommando (Pikud haOref), deren Aufgabengebiet vorwiegend im Bereich des Zivil- und des Katastrophenschutzes liegt. Insgesamt war die Zeit im Hotel auf jeden Fall eine Erleichterung. In der Lobby wurden uns Bücher und Gesellschaftsspiele zur Verfügung gestellt. Es gab sogar Tischtennisplatten und Spielekonsolen. Während im Rest des Landes mittlerweile eine Ausgangssperre galt, durften wir uns untereinander frei treffen und unterhalten. Auch hier ein bunter Mix an Bevölkerungsgruppen: Viele junge Menschen, die sich während der Purim-Festlichkeiten angesteckt hatten, aber auch wieder Orthodoxe und einige Araber. Zufällig traf ich sogar eine Freundin aus Armeezeiten, die ich seit 40 Jahren nicht gesehen hatte. Das war schön.

Und die Krankenversorgung?

Einzelne Zimmer des Hotels wurden für medizinische Untersuchungen genutzt. Da ich zwischenzeitlich wieder einige starke Hustenanfälle hatte, war ich letztendlich froh, hier weiter unter Beobachtung zu stehen. Nach ein paar Tagen musste ich dann an drei Tagen hintereinander einen Coronatest machen. Nachdem alle drei negativ ausfielen, durfte ich endlich wieder nach Hause nach Haifa.

Möchtest Du am Ende unseres Interviews noch etwas ergänzen?

Ja, ich möchte mich bei den vielen Ärzten, Pflegekräften,aber auch den Mitarbeitern des Hotels bedanken, die in den letzten Wochen ihre Gesundheit riskiert haben, um mich und die anderen Erkrankten durch diese schwierige Zeit zu bringen. Was diese Menschen in den letzten Wochen geleistet haben, ist wirklich phänomenal und ich bin von ganzem Herzen dankbar!

Lieber Yossi, ich danke dir für dieses Gespräch!

Yossi Tal, Jahrgang 1956, in Haifa/Israel geboren. Studierte Computerwissenschaften und Israel-Studien an der Universität Bar-Ilan. Nach 30 Jahren als Programmierer wechselte er 2013 den Beruf und arbeitet seitdem als Reiseleiter für vorwiegend deutschsprachige Gruppen. Yossi war einer der ersten Corona-Erkrankten in Israel. Mittlerweile ist er wieder gesund und erzählt von seinen Erfahrungen und dem israelischen Umgang mit dem Virus.

Genial und zukunftsweisend: Solar Guerrilla-Ausstellung im Tel Aviv Museum of Art

Genial und zukunftsweisend:
Solar Guerrilla-Ausstellung im Tel Aviv Museum of Art

Plötzlich wollen alle Unternehmen und Produkthersteller nur noch Eines:  Nachhaltig sein, umweltfreundlich wirken. Oft steckt hinter den angepriesenen Begriffen pures Greenwashing bereits bestehender Strukturen und Konsumgüter. Nicht so bei „Solar Guerrilla: Constructive Responses to Climate Change“. Nachhaltigkeit ist hier nicht nur ein Buzzword:

Sonderausstellung Solar Guerrilla

Die Sonderausstellung Solar Guerrilla im Tel Aviv Museum of Art diskutiert die Frage, welche Möglichkeiten insbesondere Städte haben, mit den Auswirkungen des Klimawandels umzugehen? Durch die stark anwachsende Bevölkerung müssten sich gerade Städte als kulturelle und soziale Zentren ihrer Verantwortung stellen und neue klimafreundliche Stadtkonzepte entwickeln. Große Städte  – so der Ausstellungskatalog –  sind Spielwiesen für Experimente, Initiativen und neue Ideen, die dann auch andererseits eingesetzt werden könnten.

Photo des Museums von außenPhoto des Eingangs in die Ausstellung Kind formt Landschaft aus Sand

Gezeigt werden 35 Beispiele aus unterschiedlichen Städten in der ganzen Welt, wie der urbane Raum perfekt genutzt werden kann, um Antworten auf die drängenden Fragen des Klimawandels zu geben: Bekämpfung von Luftverschmutzung, klimaneutrale Mobilität, Lösungen für die zunehmende Wohnraumknappheit sowie die immer schwieriger werdenden Versorgung der Bevölkerung mit gesunden Nahrungsmitteln und sauberer Energie.

Das Smog-Free Project

Sehr spannend ist dabei beispielsweise das Smog-Free Project unter der Leitung von Daan Roosegaarde. In diesem Langzeitprojekt werden Wohnkonzepte für sauberere Stadtluft realisiert. Zuletzt geschah dies in den Niederlanden, China und Polen, wo  luftfilternde Türme in smogbelasteten Städten installiert wurden und der Luft die Verunreinigungen durch Ionisierung zu entziehen. Genial daran: Die entzogenen Smogpartikel werden in Handarbeit zu Smog-Free Schmuck verarbeitet. Wer diesen Schmuck kauft, sieht nicht nur schick aus sondern er/sie schenkt einer Stadt und ihren Bewohnern außerdem saubere Luft. Ähnlich filtert das durch reine Muskelkraft angetriebene Smog-Free Fahrrad durcheinen angebauten Filter ebenfalls die verunreinigte Luft. Der Radfahrer entlastet also nicht nur durch den Verzicht aufs Auto die Luft, sondern auch durch das Radfahren selbst.

Vorstellung des Turms, der die Luft reinigt Modell des Turms Photo des Smog-Free Fahrrads Smogpartikel in kleinen Tüten

Climate Lab Book

Die Erderwärmung ist für viele Menschen nicht einfach zu begreifen, da die Lebenszeit eines Einzelnen zu kurz ist, um die gravierenden Veränderungen seit dem Beginn der Industrialisierung selbst wahrzunehmen. Umso wichtiger ist das Projekt „Climate Lab Book“, ein Blog, auf dem die Beschleunigung der Erderwärmung durch einfache Visualisierungen deutlich gemacht wird. Erschreckend klar wird hier jedem Betrachter, dass wir Menschen gerade an einem Wendepunkt in der Erdgeschichte stehen, den wir nicht länger leugnen dürfen. Die World Meteorological Organization möchte mit diesen Visualisierungen das Thema der Erderwärmung in der Gesellschaft populärer machen und den dringenden Handlungsbedarf verdeutlichen.

Photo der Warming Stripes

Vertikalen Gärten

Ein umfassendes städtebauliches Konzept stellt das in dieser Ausstellung gezeigte neue Check Point Building dar. Entlang der Küste Tel Avivs soll ein Viertel entstehen, das alle Aspekte klima- und ressourcenschonenden Lebens in sich vereinen soll. Dazu zählen vertikale Gärten, die als Nahversorgung der Bevölkerung mit frischen Lebensmitteln dienen sollen, außerdem soll der Komplex beschattete Erholungsräume bieten, Überflutungen oder extreme Winde, lang anhaltende Dürreperioden oder ander Wetterextreme abpuffern. Durch die vertikalen Gärten wird im Vergleich zum bisherigen Anbau von Lebensmitteln ein Vielfaches an Wasser gespart und zugleich der verfügbare Raum besser genutzt. Stadtplanerisch soll das Gebiet geschickt die übliche Windrichtung berücksichtigen und Fußgänger sowie Radfahrer im Vergleich zu Autofahrern begünstigen. Der Mensch soll durch dieses urbane Wohnkonzept wieder direkt mit der Natur in Kontakt sein, statt im städtischen Lebensumfeld von der Natur abgekapselt zu werden.

Kind steht vor Modell des neuen Check Point Buildings Gießen des vertikalen Gartens am Check Point Building Modell des neuen Check Point Buildings

 

Die Ausstellung zeigt: Unser Lebensstil muss sich nicht verschlechtern, aber doch verändern. So wie wir heute leben, zerstören wir unsere eigene Lebensgrundlage und verringern in nie dagewesener Geschwindigkeit die Anzahl der Tier- und Pflanzenarten auf der ganzen Erde. Dabei hat die Zukunft so viel mehr zu bieten, als nur ein uninspiriertes „weiter so“ bis zum Exitus. Genau diese Hoffnung treibt Kuratorin Vinitsky bei dieser Ausstellung an. Sie hofft, den Menschen nach dem Besuch des Museums die Augen geöffnet zu haben, damit sie ab diesem Zeitpunkt ihr Handeln kritisch hinterfragen.

Übrigens: Passend zum Thema wurde die gesamte Ausstellung, also auch die verbauten Materialien, so ausgewählt um auch hier den CO2-Fußabdruck möglichst gering zu halten.

  • Wo: Tel Aviv Museum of Arts
  • Wann: 18 Juli 2019 – 22 Februar 2020
  • Kuratorin: Maya Vinitsky
  • Infos zur Ausstellung