Graffiti & Street Art am Toten Meer

Graffiti & Street Art am Toten Meer

Das Tote Meer war schon immer ein Naturschauspiel. Die Salz- und Mineralstoffkonzentration ist hier etwa zehnmal höher ist als in anderen Gewässern. Am nördlichen Ufer befinden sich die beliebten Strandanlagen, deren Besuch bei fast allen Touristen in Israel fest auf dem Programm stehen.

Jetzt im Herbst fällt die durchschnittliche Tagestemperatur von 40° C auf milde 25° C ab und es bietet sich an, sich hier nach den Strapatzen eines straffen Besichtigungsprogramms etwas zu entspannen. Während manche Besucher hoffen, durch ein Bad im Meer bestehende Hautkrankheiten zu heilen, schwören andere darauf, dass das Wasser wie ein Jungbrunnen auf ihre Haut wirke.

Doch es gibt auch eine andere Seite: Unweit des Strandes befindet sich heute das Open-Air-Museum „Gallery Minus 430“. Auf den Wänden von rund hundert verlassenen Gebäuden einer ehemaligen jordanische Militärkaserne versucht das KünstlerInnen-Projekt „Save the Dead Sea“ auf eine nahende Naturkatastrophe aufmersam zu machen: Der berühmteste Salzsee der Welt zieht sich nämlich immer weiter zurück! Während der Wasserpegel vor 90 Jahren noch bei etwa −390m lag, ist er mittlerweile auf -430m gesunken.

Und er sinkt jedes Jahr um einen weiteren Meter…

 

Für das Austrocknen des Toten Meeres ist dabei nicht nur das strenge Klima verantwortlich, das eine zunehmende Verdunstung des Wassers bewirkt. Einerseits wird dem Jordanfluss – der im Toten Meer mündet – heute Wasser entnommen, dass für die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung eine entscheidende Bedeutung hat. Doch auch wirtschaftliche Gründe führen zum Absinken des Wasserspiegels: Um Magnesium, Pottasche oder Brom zu gewinnen, pumpt die Mineralindustrie jedes Jahr 650 Millionen Kubikmeter des Meerwassers zur Verdunstung in hierfür angelegte riesige Becken.

Neben israelischen StreetArt-Künstlern wie Dede Bandaid (berühmt duch seine Pflaster, die überall in Tel Aviv zu sehen sind) oder dem in Russland geborenen Andre I Missing (heute auch in Tel Aviv ansässig), finden sich auch Bilder des uruguayischen Künstlers Alfalfa, der durch die Multipliplikation von Kamel-Augen eine fast schon mythologische Figur erschaffen hat.

Während Nitzan Mintz als Visuelle Poetin mti Text arbeitet, setzt ein anderer junger Künstler – Fikos aus Griechenland – bei seinen Bildern auf die Faszination der antiken griechischen Mythologie und verbindet diese mit der orthodoxen christlichen Tradition. Für das Kunstprojekt hat sich Fikos im Vorfeld gut vorbereitet und aufmerksam die Chroniken von Flavius Josephus studiert. Der Massenselbstmord der Juden am Ende der Belagerung von Masada im Jahr 73 dient Fikos als Metapher für das Sterben des Toten Meeres.

Der Künster Libre aus Mexiko porträtiert auf einem der Wände Bashir, einen Bewohner Jerichos der seit vielen Jahren an einem der Strandanlagen arbeitet.  Ein weiteres Absinken des Wasserspiegels würde nicht nur ihm den Job und damit den Lebensunterhalt kosten.

Bleibt zu Hoffen, dass die Kunstaktion sowohl Politik wie auch Industrie motivieren, endlich die schon lange überfälligen Schritte zu unternehmen um das Tote Meer zu retten.

#galleryminus430

Wahlwerbung der israelischen Parteien 2013

Am 22. Januar wird in Israel gewählt. Die Jewish Federation of Greater Washington hat sich die Mühe gemacht, einige TV-Werbespots der israelischen Parteien ins Englische zu übersetzen. Auf Ihrem Youtube- Kanal finden sich Werbefilme der großen Parteien wie des Likuds und der Arbeiterpartei, aber auch Spots kleinerer Parteien wie von „Allej Yarok“ (das „Grüne Blatt – für die Freigabe von Marihuana) oder von „Piratim“ (der israelischen Version der Piratenpartei).

Die Wahlwerbung der ultraorthodoxen „Schas“ Partei, welche geradezu rassistisch vor russischen Immigranten warnt, da diese keine „echten Juden“ seien, wurde übrigens nach zahlreichen Protesten wieder zurückgezogen.

Zur englischen Übersetzung gelangt man durch einen Klick auf „Transkript“ rechts unterhalb des jeweiligen Videos.

Über den „Transkript“-Button gelangt man zur englischen Übersetzung
Über den „Transkript“-Button gelangt man zur englischen Übersetzung

Schwarzer Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

Kürzlich fuhr ich mit dem von Tel Aviv nach Jerusalem und sah auf der Hinterseite des Sammeltaxis eine Werbung, die von der Aufmachung auch aus der Hippie-Zeit der 70er Jahre stammen könnte. Blumen, eine kleines Herzchen und ein Peace-Zeichen schmücken einen Lila Schriftzug, der es jedoch in sich hatte:  Übersetzt stand da in etwa: Eines Tages wird uns der Iran angreifen… aber bis dahin genießen wir das Leben in der „Interkom-Bar“ + Adresse etc.

Werbung der Interkom-Bar

Auch eine Schokoladenbrotaufstrich-Firma karikierte in einem Fernsehspot kürzlich einen möglichen Krieg zwischen Israel und dem Iran, um ihr Produkt an die Leute zu bringen.

http://www.youtube.com/watch?v=g2HtjLGzrT8&w=560&h=315

Dieser humorvolle Umgang mit realen Bedrohungsszenarien haben in Israel eine lange Tradition. Das beste Beispiel hierfür ist die israelischen Comedy Show „Eretz Nehederet“, die selbst die kürzlichen Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hamas mit viel Ironie, aber auch sehr kritisch, begleitete.

Da die Sendung leider nicht mit englischen Untertitel zu finden ist, anbei eine kurze Zusammenfassung:

Am Anfang kündigt der „Nachrichtensprecher“ an, dass es heute etwas im TV zu sehen gibt, dass es schon laaaange – nämlich seit gestern Abend – nicht mehr zu sehen gab. Eine Sondersendung zur Operation „Wolkensäule“. Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak wird interviewt und lispelt, dass eine Militäroperation vor den Parlamentswahlen eine lange Tradition habe und der israelische Militärsprecher – ausgestattet mit zwei großen Zahnlücken – kündigt der Hamas an, dass der Beschuss israelischer Städte „schwerliegende Folgen“ mit sich bringen würde. Er spricht dabei tiefsten Straßenslang und klingt vom Vokabular her eher wie ein Marktschreier auf dem Gemüsemarkt von Jerusalem als wie ein verantwortungsvoller Militär. Verschiedene Politiker kommentieren das Geschehen mehr oder weniger idiotisch und prügeln sich und auch der israelische Ministerpräsident freut sich in einer Rede darüber, dass der Krieg die Opposition bei den nächsten Wahlen schwächen wird. Die Schlussszene der Sendung karikiert schließlich das Verhalten der Zivilbevölkerung beim Raketenalarm in Tel Aviv.

Zum Film von Eretz Nehederet

Dieser schwarze Humor ist kein Zeichen dafür, dass die Menschen solche Bedrohungen nicht ernst nehmen würden. Im Gegenteil! Dennoch bietet schwarzer Humor ein Ventil, gerade bei angstinduzierenden Themen Frustration abzubauen und auf ein gutes Ende zu hoffen.

Privater Landausflug von Haifa oder Ashdod

Kreuzfahrttouristen sind eine ganz besondere Sorte von Menschen. Nicht jeder kann damit umgehen, jeden Tag in einem anderen Land aufzuwachen und den unterschiedlichsten Eindrücken und Erfahrungen ausgesetzt zu sein. Ein Besuch in Israel mit der Altstadt Jerusalems oder den christlichen Stätten rund um den See Genezareth ist für viele Besucher der Höhepunkt einer Kreuzfahrt durch das östliche Mittelmeer.

Doch leider ähneln viele der angebotenen Landausflüge großer Kreuzfahrtschiffe eher einer „Kaffeefahrt“ und geben den Besuchern wenig Zeit, die historisch und religiös so tiefgründigen Orte in Ruhe kennen zu lernen. In den vollgepackten Bussen ist es den Reiseleitern oft kaum möglich, sich auf die Interessen der einzelnen Touristen einzustellen.

Seit einiger Zeit biete ich deshalb private Tagesausflüge für Kreuzfahrttouristen an und habe in den letzten Tagen diesbezüglich auch meine Homepage überarbeitet.

Auf folgender Seite findet ihr eine Liste neuer Angebote, die ich Kreuzfahrttouristen in Form von privaten „Landausflügen“ anbiete. Über Feedback jeglicher Art (gerne auch in Form einer privaten Mail) würde ich mich freuen!

PS: Als Antwort für die zahlreichen Mails, die in den letzten Wochen erhalten habe: Ja, ja, ich weiß, der „reiseleiter-israel“- Blog ist in letzter Zeit etwas eingeschlafen 🙂 . Oktober und November war touristische Hauptsaison und es gab sehr viel zu tun. Doch nun, Ende November, komme ich endlich mal wieder zum Schreiben und werde – versprochen – auch wieder “bloggen”. Es ist ja auch einiges passiert hier in den letzten Wochen…

Israel veröffentlicht Protokolle zum Olympiaattentat 1972

Israel veröffentlicht Protokolle zum Olympiaattentat 1972

Heute, am 5. September 2012, jährt sich der 40. Jahrestag des Anschlages auf die israelische Olympiamannschaft 1972. Gegen 4.35 Uhr früh stürmten acht Mitglieder der palästinensischen Terrortruppe „Schwarzer September“ das Olympischen Dorf in München. Zwei israelische Sportler konnten flüchten, der Ringer Mosche Weinberg und der Gewichtheber Jossef Romano wurden erschossen. Insgesamt gelang es den Terroristen, neun israelische Sportler in ihre Gewalt zu bringen. Nach einem schlecht geplanten und völlig chaotischen Befreiungsversuch durch die deutschen Behörden wurden schließlich alle israelischen Sportler ermordet.

Anlässlich des Jahrestages veröffentlicht das Israel State Archives erstmals Protokolle, welche die Diskussionen zwischen den israelischen und den deutschen Behörden dokumentieren.

Aus den Dokumenten geht z.B. hervor, dass die israelische Regierung die deutsche Regierung dazu aufforderte, die Spiele zumindest solange auszusetzen, bis die israelischen Geiseln befreit seien. Die deutsche Regierung lehnte den Vorschlag mit dem Hinweis ab, dass dem deutschen Fernsehen keine alternativen Programme zur Verfügung ständen, da man sich vollkommen auf die Übertragung der Spiele eingestellt hätte.

Die überlebenden Terroristen wurden in Deutschland übrigens nie vor Gericht gestellt. Nach der Entführung einer Lufthansa Maschine wenige Wochen nach den Attentat in München entschied die deutsche Regierung, die inhaftierten Terroristen gegen die deutschen Geiseln auszutauschen. Während in Israel diese Entscheidung auf große Kritik stieß, verteidigte Willy Brandt die Entscheidung der Bundesregierung und betonte in einem Brief an die israelische Ministerpräsidentin Golda Meir, dass die „Haltung der Bundesregierung kein Zurückweichen gegenüber dem Terrorismus“ bedeuten würden.

Eine ausführliche deutschsprachige Dokumentation der olympischen Tragödie mit zahlreichen kleinen Filmen, Bildern und Hörfunkreportagen findet sich übrigens auch unter:

http://www.olympia72.de/attentat1.html
http://www.olympia72.de/attentat2.html
http://www.olympia72.de/attentat3.html
http://www.olympia72.de/attentat4.html
http://www.olympia72.de/attentat5.html
http://www.olympia72.de/attentat6.html