Big Brother in Israel

Big Brother in Israel

Vor ein paar Tagen saß ich in einer Falafelbude und hinter mir entbrannte eine emotionale Diskussion zwischen zwei Männern: Es ging um einen Typen namens Saar, den die beiden übel beschimpften. Saar – so war man sich einig – sei ein „Linker der ganz üblen Sorte“, ein „Verräter“! Aber wie könne man ihn aus der Wohnung werfen, wenn ihn doch Araber und „die Linken aus Tel Aviv“ unterstützen würden? Erst nach und nach verstand ich, dass die beiden sich über die aktuelle Staffel von BIG BROTHER unterhielten, und dass es im Container anscheinend zu mehreren politischen Diskussionen gekommen war, welche halb Israel den Atem anhalten ließ. Zu Hause angekommen, fand ich im Internet schließlich die offizielle Zusammenfassung der Diskussionen, welche zu bester Sendezeit vom größten israelischen Fernsehsender ausgestrahlt wurde.
Heute bin ich auf dem Blog von Eran Vered auf eine englische Übersetzung dieser Zusammenfassung gestoßen.
Unabhängig davon, ob man mit Saars Positionen einverstanden ist oder nicht, zeigt der Beitrag, wie kontrovers man auch in Israel den palästinensisch-israelischen Konflikt diskutiert und wie diese Diskussion auch in den etablierten Medien ausgetragen wird. Weiter zeigt der Beitrag, wie stark politische Themen den Alltag der Menschen in diesem Land bestimmen. Während in der deutschen Version von BIG BROTHER der „Bewohner Klaus“ für Empörung sorgte, da er „seinen Po an dem Kopfkissen von Mitbewohnerin Lilly.“ rieb (vgl. Wikipedia), geht es in Israel um die Frage, wie die Existenz des Landes zukünftig gesichert werden könne.
Übrigens: Die Ausstrahlung der vierten Staffel endete bereits am 2. April. Saar Szekely konnte sich zwar nicht gegen alle seiner 20 Konkurrenten durchsetzen, gelangte jedoch trotz (oder wegen?) seiner politischen Ansichten immerhin auf Platz drei.

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