Foto-Ausstellung The Mount – der Tempelberg

Foto-Ausstellung: The Mount – der Tempelberg

Direkt am Jaffa-Tor – dem westlichen Haupteingang in die Jerusalemer Altstadt – befindet sich die sog. David-Zitadelle, eine Festung, die eigentlich aus der Zeit Herodes des Großen (1. Jh. v. Zt.) stammt. Von einem alten Turm aus hat man hier einen phänomenalen Blick auf die gesamte Altstadt und auch auf den Tempelberg. Heute befindet sich in der alten Festung ein Museum zur Geschichte Jerusalems. Lange bleibe ich diesmal nicht auf dem Turm, zu neugierig bin ich auf die neue Sonderausstellung: The Mount – der Tempelberg.

סלע המחלוקת: הויכוח על הר הבית

סלע המחלוקת: הויכוח על הר הבית

Gepostet von ‎ארץ נהדרת‎ am Mittwoch, 21. Oktober 2015

Die Ausstellung beginnt mit einem Ausschnitt der israelischen Satiresendung „Eretz Nehederet“. Der israelische nationalreligiöse Erziehungsminisiter Naftali Benet streitet sich mit einem Moslem über die Frage, wem der Tempelberg wichtiger und heiliger sei. Der Streit eskaliert, bis die beiden das Areal schließlich in Brand setzen.
Witzig? Aus Angst vor Missverständnissen betont das Museum, mit dem Zeigen des Films keine Position zu beziehen und keinen Schaden anrichten zu wollen.

Anschließend wird es etwas ernster, konzentrieren sich auf diesem Berg doch die Spannungen, Sehnsüchte und Erwartungen der drei Religionen, die sich alle auf Abraham berufen: Hier soll König Salomo vor knapp 3000 Jahren innerhalb von nur sieben Jahren den ersten jüdischen Tempel errichtet haben. Nach dessen Zerstörung – gut 400 Jahre später – wurde hier von den Israeliten, die aus dem Exil zurückkehrten, ein zweiter Tempel geschaffen. Dieser wurde unter König Herodes um 20 v. Chr. ausgebaut und großzügig erweitert.
Dieser Tempel spielt auch für christliche Geschichte eine wichtige Rolle, da hier Jesus während seiner Zeit in Jerusalem gelehrt haben soll. Später wurde, lange nach der Zerstörung der Anlage durch die Römer 70 n. Zt., an der selben Stelle ein römischer Jupiter-Tempel und im 7. Jahrhundert die Al-Aqṣā- Moschee sowie noch später schließlich der islamische Felsendom errichtet.

Während die Muslime heute den oberen Teil des Berges verwalten, beten Juden an der Kotel, der sog. Klagemauer, welche einen Teil der westlichen Umfassungsmauer um den Tempelberg selbst darstellt.

Nach der historischen Einführung zur Geschichte des Tempelbergs geht in die eigentliche Ausstellung, welche uns Fotos vom Tempelberg aus den letzten 180 Jahren zeigt. Neben einigen berühmten Fotografien sind auch viele unbekannte Aufnahmen zu sehen: Bilder vom Krieg und Zeugnisse des Alltags, des Nebeneinander, manchmal miteinander der Menschen, die so unterschiedlich und doch so ähnlich scheinen. Eine Ausstellung über die bewegte Geschichte der Erinnerungen und Eindrücke, Schnappschüsse von Soldaten, Touristen, Arbeitern und Pilgern. Blickwinkel und Ansichten auf den Ort, wo der Stein liegen soll, von dem aus die Welt geschaffen worden ist.

Der Kurator Shimon Lev sagt dazu: “It is such a small area – merely one square kilometer – but it is the center of the world… like an atomic nucleus.“ (Jerusalemer Post, 5. April 2019). Er war es auch, der die mehreren hundert Bilder in sechs Zeitabschnitte geordnet und sortiert hat.

Am Ende des Besuchs lockt es mich doch wieder auf den Turm der Festung mit dem wunderbaren Blick auf die Altstadt. Diese Stadt Jerusalem, die jeden Tag vor Spannung zu zerreißen droht und doch auf wunderbare, alltägliche Weise geschäftig weiter rollt und lärmt; streitet, träumt und betet.

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