„Verschleierte Frauen im Heiligen Land“ Neue Wechselausstellung im Israel-Museum

„Verschleierte Frauen im Heiligen Land“ Neue Wechselausstellung im Israel-Museum

Das Israel-Museum gehört seit seinem Gründungdatum im Jahre 1965 zu einer der wichtigsten Kultureinrichtungen Israels. Neben der umfangreichen Dauerausstellung, werden immer wieder spannende Wechselausstellungen gezeigt, wie die Ausstellung „Veiled Women of the Holy Land“, die noch bis Ende Februar 2020 besichtigt werden kann.

Die Kleidung als Ausdruck der Religiosität

Die Verhüllung des weiblichen Körpers ist in vielen Religionen ein Zeichen der Bescheidenheit und Zuwendung sowie Identifikation mit dieser. Mit diesem Thema setzt sich die Austellung „Veiled Women of the Holy Land“ auseinander. Was bedeutet es für die Frauen, sich zu verhüllen? Warum verhüllen sie sich, was ist ihre Motivation? Aber auch die Frage, wie der Betrachter sich fühlt und welche Gedanken mit dem Verhüllen verbunden werden, ist ein Thema in der von No’am Bar’am Ben-Yossef kuratierten Ausstellung. Durch Fotografien, Texte und Kleidungsbeispielen setzt sich die Wechselausstellung mit diesen Fragen umfassend auseinander. Abgerundet wird die Präsentation durch eine Videoinstallation von Ari Teperberg, die einen Einblick in die privaten Gedankenwelt der Frauen erlaubt.

Die Verhüllung des Körpers in verschiedenen Religionen

Der Fokus der Ausstellung liegt in der Vorstellung der Kleidungsvorschriften für Frauen in den drei Hauptreligionen, die in Israel präsent sind. Inspiriert von dem Trend, dass sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr Frauen gleichsam verhüllen, setzt sich die Ausstellung mit der Bedeutung der Verhüllung des weiblichen Körpers innerhalb der jüdischen, muslimischen und christlichen Religionswelt auseinander und versucht Parallelen und Unterschiede aufzuzeigen.

Die religiösen Gesetze des Judentums raten verheirateten Frauen, ihren Kopf sowie ihr Haar zu bedecken und ihren Körper zu bedecken, wobei das Gesicht sichtbar bleiben kann. Jedoch kleideten sich jüdische Frauen schon im späten 19. Jahrhundert in Palästina, beeinflusst durch die muslimischen Frauen, gesichtsbedeckend. Zwischenzeitliche ging dieser Trend verloren, doch trat er zum Anfang des 21. Jahrhunderts in Einzelfällen wieder in Erscheinung. Auch die einzelnen Schichten der Verhüllung wurden immer symbolischer und von religiöser Bedeutung. Ein Unterkleid kann dabei für Fruchtbarkeit stehen oder an das Zelt der Erzmutter Sarah erinnern. Bezug genommen wird dabei auch auf den Hohepriester zur Zeit des Tempels, der sogar acht Schichten Kleidung getragen haben soll. In einer kleinen Sekte hauptsächlich neureligiöser Frauen lassen sich vollverschleierte jüdische Frauen finden, die durch Ihre Kleidung zur Erlösung der Juden beitragen wollen. Von ihrer äußeren Erscheinung lassen sie sich kaum von vollverschleierten muslimischen Frauen unterscheiden.

Ähnlich wie im Judentum ist auch im muslimischen Glauben die Verschleierung keine Pflicht und basiert eher auf Tradition, die darauf zurückgeht, dass die Frauen des Propheten ihr Gesicht verschleierten. Bis zum frühen 20. Jahrhundert war die Verschleierung ein gängiges Bild in muslimischen Gemeinschaften. Während der britischen Mandatsherrschaft setzte sich vor allem in den urbanen Gebieten eine modernere Kleidungsweise mit farbenfroheren Kleidungstücken, die weniger des Körpers bedeckten, durch. Jedoch zeigt sich auch bei den muslimischen Gemeinden in den letzten Jahrzehnten ein Weg zurück zur traditionellen Kleidungsweise.

Auch die Kleidung der christlichen Nonnen basiert auf Tradition und soll die Ergebenheit sowie Ehrfurcht vor dem Schöpfer ausdrücken. Wie bei der keuschen Kleidung von Jüdinnen und Muslima betont diese nur wenig den Körper und ist weitestgehend von Kopf bis Fuß bedeckend. Einige katholische Nonnen schützen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts durch einen leichten Stoffvorhang auch ihr Gesicht vor den Blicken anderer. Die Trachten der katholischen und orthodoxen Nonnen lassen sich leicht voneinnadern unterscheiden, wohingegen die traditionelle Kleidung von russisch-orthodoxen Nonnen der von strenggläubigen Jüdinnen und Muslima durchaus ähnlich ist.

Die Wechselausstellung „Veiled Women of the Holy Land“ zeigt Gemeinsamkeiten aber auch die Unterschiede in der Verhüllung des weiblichen Körpers innerhalb der drei großen monotheistischen Weltreligionen auf. Interessant ist vor allem der Einblick in das Private der Frauen, die sich für eine Verschleierung entschieden haben und deren Gedankenwelten.

Weitere Informationen zur Ausstellung

 

  • Wo: Israel Museum
  • Wann: 16. April 2019 – 29. Februar 2020
  • Kurator: No’am Bar’am Ben-Yossef
  • Infos zur Ausstellung

Foto-Ausstellung The Mount – der Tempelberg

Foto-Ausstellung: The Mount – der Tempelberg

Direkt am Jaffa-Tor – dem westlichen Haupteingang in die Jerusalemer Altstadt – befindet sich die sog. David-Zitadelle, eine Festung, die eigentlich aus der Zeit Herodes des Großen (1. Jh. v. Zt.) stammt. Von einem alten Turm aus hat man hier einen phänomenalen Blick auf die gesamte Altstadt und auch auf den Tempelberg. Heute befindet sich in der alten Festung ein Museum zur Geschichte Jerusalems. Lange bleibe ich diesmal nicht auf dem Turm, zu neugierig bin ich auf die neue Sonderausstellung: The Mount – der Tempelberg.

https://www.facebook.com/EretzNehederet.Keshet/videos/10153032393051901/

Die Ausstellung beginnt mit einem Ausschnitt der israelischen Satiresendung „Eretz Nehederet“. Der israelische nationalreligiöse Erziehungsminisiter Naftali Benet streitet sich mit einem Moslem über die Frage, wem der Tempelberg wichtiger und heiliger sei. Der Streit eskaliert, bis die beiden das Areal schließlich in Brand setzen.
Witzig? Aus Angst vor Missverständnissen betont das Museum, mit dem Zeigen des Films keine Position zu beziehen und keinen Schaden anrichten zu wollen.

Anschließend wird es etwas ernster, konzentrieren sich auf diesem Berg doch die Spannungen, Sehnsüchte und Erwartungen der drei Religionen, die sich alle auf Abraham berufen: Hier soll König Salomo vor knapp 3000 Jahren innerhalb von nur sieben Jahren den ersten jüdischen Tempel errichtet haben. Nach dessen Zerstörung – gut 400 Jahre später – wurde hier von den Israeliten, die aus dem Exil zurückkehrten, ein zweiter Tempel geschaffen. Dieser wurde unter König Herodes um 20 v. Chr. ausgebaut und großzügig erweitert.
Dieser Tempel spielt auch für christliche Geschichte eine wichtige Rolle, da hier Jesus während seiner Zeit in Jerusalem gelehrt haben soll. Später wurde, lange nach der Zerstörung der Anlage durch die Römer 70 n. Zt., an der selben Stelle ein römischer Jupiter-Tempel und im 7. Jahrhundert die Al-Aqṣā- Moschee sowie noch später schließlich der islamische Felsendom errichtet.

Während die Muslime heute den oberen Teil des Berges verwalten, beten Juden an der Kotel, der sog. Klagemauer, welche einen Teil der westlichen Umfassungsmauer um den Tempelberg selbst darstellt.

Nach der historischen Einführung zur Geschichte des Tempelbergs geht in die eigentliche Ausstellung, welche uns Fotos vom Tempelberg aus den letzten 180 Jahren zeigt. Neben einigen berühmten Fotografien sind auch viele unbekannte Aufnahmen zu sehen: Bilder vom Krieg und Zeugnisse des Alltags, des Nebeneinander, manchmal miteinander der Menschen, die so unterschiedlich und doch so ähnlich scheinen. Eine Ausstellung über die bewegte Geschichte der Erinnerungen und Eindrücke, Schnappschüsse von Soldaten, Touristen, Arbeitern und Pilgern. Blickwinkel und Ansichten auf den Ort, wo der Stein liegen soll, von dem aus die Welt geschaffen worden ist.

Der Kurator Shimon Lev sagt dazu: “It is such a small area – merely one square kilometer – but it is the center of the world… like an atomic nucleus.“ (Jerusalemer Post, 5. April 2019). Er war es auch, der die mehreren hundert Bilder in sechs Zeitabschnitte geordnet und sortiert hat.

Am Ende des Besuchs lockt es mich doch wieder auf den Turm der Festung mit dem wunderbaren Blick auf die Altstadt. Diese Stadt Jerusalem, die jeden Tag vor Spannung zu zerreißen droht und doch auf wunderbare, alltägliche Weise geschäftig weiter rollt und lärmt; streitet, träumt und betet.

Israelisches Tourismusministerium testet Roboter als Reiseleiter.

Israelisches Tourismusministerium testet Roboter als Reiseleiter

Israel erlebt einen Tourismusboom: Mit über vier Millionen Touristen im Jahr 2018 verzeichnet Israel einen Anstieg über 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und gerade für deutschsprachige Gruppen mangelt es an geeigneten Reiseleitern.

Um der wachsenden Anzahl von Touristen gerecht zu werden, hat das israelische Tourismusministerium diese Woche mit dem Test von zehn KI-Robotern in der Altstadt von Jerusalem begonnen.

Positioniert werden die Tourguide-Roboter an zentralen Sehenswürdigkeiten wie der Grabeskirche, der Klagemauer aber auch neben dem siebenarmigen Leuchter unmittelbar vor der Knesset – dem israelischen Parlament.

Nach Angaben des Ministeriums sollen die Roboter die jeweilige Sprache der Touristen automatisch erkennen und auf Fragen eine gesprochene und geschriebene Antwort liefern. Letztere soll auf einem Bildschirm angezeigt werden.

Bereits heute können die Roboter über ein interaktives Display den Besuchern Foto-und Videomaterial zeigen, wie es menschliche Reiseleiter nicht tun können.

Zukünftig können sich Touristen dank moderner Technologien wie Hologrammen, Telepresence und Virtual Reality sich vor Ort viel besser vorstellen, wie diese von 2000 Jahren ausgesehen und auf die Menschen damals gewirkt haben.

Während ein virtuelles Modell des jüdischen Tempels bereits realisiert wurde und sich bei vielen Touristen großer Nachfrage erfreut, wird es zukünftig möglich sein, Jesus auf seinem Leidensweg – der Via Dolorosa – zu begleiten und der Kreuzigung (und Auferstehung) direkt beizuwohnen. Auch die nächtliche Himmelsreise Mohammeds könnte so für moslemische Pilger unmittelbar erlebbar werden, wobei sich der Waqf – jene moslemische Stiftung, die heute die Al Aqsa Moschee und den Felsendom verwaltet – aufgrund des moslemischen Bilderverbots bislang strikt gegen diese Idee ausgesprochen hat.

Hilfreich könnten sich Roboter auch für zahlreiche Pilgergruppen erweisen. Nachdem im Rahmen der Weltausstellung der Reformation in Wittenberg die Evangelische Kirche sogenannte Segensroboter erfolgreich testete, wären in Israel zukünftig der Einsatz von modernerer Priester-Robotern bei der Feier von Messen und des Abendmahls denkbar.

Nicht zuletzt können Roboter im Tourismus aber auch einfach ein Gimmick sein: „Es ist auch eine zusätzliche Attraktion“, so Adar Bdicha vom israelischen Tourismusministerium. „Letztendlich bleibt auch der Tourismusbereich in Israel die Zukunft ein gemischter – in der sich Mensch und Maschine ergänzen.“