Handout: Ein Jahr nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober

Handout: Ein Jahr nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober

Gestern und heute habe ich zwei Vorträge zu den aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten gehalten. Eine meiner zentralen Thesen lautet, dass die israelische Strategie, die Drahtzieher des islamistischen Terrors gezielt zu eliminieren, den Versuch darstellt, ein Jahr nach dem 7. Oktober die eigene Abschreckungskraft wiederherzustellen. Diese Strategie birgt jedoch auch das Risiko, dass der Iran, zusammen mit seinen Proxies reagieren und eine Eskalation provozieren könnte. Genau das ist heute Abend eingetreten. Das folgende Handout ist eigentlich für die Zuhörer/innen des Vortrags gedacht, aber ich stelle es einfach mal online. Vielleicht findet es auch darüber hinaus Interesse. Der Vortrag kann übrigens wie immer per Zoom angefragt werden.

Zu den Störungen während meines Vortrags:

Zu den Störungen während meines Vortrags am 13.5.24 in Bonn

Am 13.5. durfte ich auf Einladung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Arbeitsgemeinschaft Bonn, der Jüdischen Hochschulgruppe die Bonner Uni, dem Katholischen Bildungswerk Bonn und der GCJZ Bonn meinen Vortrag „Zwischen innerer Zerrissenheit und neuen Gefahren: Israels Herausforderungen nach dem 7. Oktober“ in den Räumen der Bonner Universität halten. Nachdem es im Vorfeld bereits vonseiten sogenannter pro-palästinensischer Gruppen Versuche gegeben hatte, Druck auf die Universität auszuüben, die Veranstaltung abzusagen, kam es schließlich zu einer Demonstration vor dem Universitätsgebäude sowie zu zahlreichen Störaktionen während meines Vortrags (siehe Videos). Hier sind einige Gedanken und Eindrücke von meiner Seite.
– Mein erster Eindruck war, dass die sogenannten pro-palästinensischen Aktivistinnen und Aktivisten überhaupt nicht daran interessiert waren, worüber ich in meinem Vortrag sprach. Es ging ihnen nicht um eine inhaltliche Kritik, sondern ausschließlich um die Tatsache, dass ein Referent aus Israel in Bonn einen Vortrag hielt. Entsprechend hatten die Zwischenrufe nichts mit meinem Vortrag zu tun, sondern wurden im Vorfeld formuliert und vom Handy abgelesen.
– Selbstverständlich bot ich den Protestierenden an, sich nach dem Vortrag noch zusammenzusetzen und im kleineren Rahmen auszutauschen. Dieses Angebot wurde jedoch abgelehnt.
– Im Vorfeld meines Vortrags besuchte ich das „Gaza-Solidaritätscamp“ auf der Wiese vor dem Universitätsgebäude. Ich wollte erfahren, warum die Studierenden dort zelten, wie sie sich gegenüber der Hamas und dem Terrorangriff vom 7. Oktober positionieren und welche Lösung sie sich für den aktuellen Konflikt wünschen. Da um das Protestcamp herum Transparente und Schilder hingen, die z.B. ganz Israel plus die Westbank & Gaza in der palästinensische Flaggen zeigten, ein Schild auf die Stadt Haifa verwies und der ASTA der Universität aufgefordert wurde, ihr „Commitment against Antisemitism“ zu annulieren, wollte ich wissen, was für sie diese Aussagen genau bedeuten.
Auch hier erlebte ich (bis auf eine Ausnahme!) wenig Gesprächsbereitschaft. Stattdessen wurde mir gesagt, ich solle „mit meiner Verwandtschaft zu Hause“ diskutieren, man sei für eine Diskussion „zu erschöpft“ und sie müssten sich gegenseitig schützen, da das Thema sehr „belastend“ sei. Ein bisschen wurde dann doch diskutiert, wobei ich auf viel Unwissenheit stieß, so z.B. die Behauptung, arabische Israelis dürften nicht wählen. Als ich wegen des Schildes „be aware of zionists“ nachfragte, wie sie den Zionismus definierten, bekam ich keine Antwort. Auch der Unterschied zwischen israelischem Staatsgebiet, besetztem Gebiet und annektiertem Gebiet war vielen nicht klar. Während der Staat Israel an sich als illegitim angesehen wurde, da er auf der Vertreibung der Palästinenser beruhe, habe man mit jüdischen Siedlern im Westjordanland „kein Problem“, solange diese friedlich seien.
– Gegenüber den Opfern der Hamasgewalt am 7. Oktober erlebte ich kaum Emophatie oder Mitgefühl.
– Sind diese Protestierenden alles gestandene Antisemiten? So einfach würde ich es mir nicht machen. Stattdessen habe ich junge Menschen erlebt, die das menschliche Leid in Gaza beobachten und das Bedürfnis haben, sich dagegen zu engagieren. Das Problem sehe ich jedoch darin, dass ihre Nachrichtenquellen sehr einseitig und auch propagandistisch sind und (wahrscheinlich) viel auf Social Media beruhen. Damit sind diese jungen Menschen sehr anfällig für die Iran-Hamas-Propaganda, die das einzige Problem und die einzige Schuld an diesem Konflikt in der Existenz Israels sehen. Die Gefahr und Verantwortung, die von den Islamisten der Hamas und dem iranischen Regime ausgehen, werden dabei komplett ausgeblendet.
– Der Protest gegen meinen Vortrag war allein der Tatsache geschuldet, dass ich aus Israel komme. Dass ich kein Regierungsvertreter bin und mich seit Jahren für mehr Demokratie und den palästinensisch-israelischen Ausgleich ausspreche, spielt dabei keine Rolle.
Damit ist diese Art des Protests nicht nur absurd und gefährlich, sondern auch wenig pragmatisch noch hilfreich für irgendeinen Palästinenser oder eine Palästinenserin.

Faktenblatt zum Krieg zwischen der Hamas und Israel

Faktenblatt zum Krieg zwischen der Hamas und Israel

In den sozialen Medien erleben wir in den letzten Tagen eine große Fake-News-Kampagne. Hunderttausende von Posts und Kommentaren auf Facebook, Twitter, Instagram und TikTok werden in die Welt geschickt, offensichtlich gesteuert von Bots. Filme mit computeranimierten Stimmen – die jedoch sehr menschlich klingen – behaupten, dass es das Blutbad, welches die Hamas angerichtet hat, nicht gegeben hätte. Stattdessen wird behauptet, dass all die Geschehnisse Teil eines israelischen Plans wäre, den Gazastreifen zu zerstören.
Vieles deutet darauf hin, dass diese PR-Kampagne nicht von einzelnen Aktivisten betrieben wird, sondern dass staatliche Akteure wie der Iran dahinterstecken könnten.
Als Reaktion habe ich einen „Fact-Sheet“ geschrieben, in dem ich versucht habe, die aktuellen Ereignisse so seriös wie möglich in Stichworten zusammenzufassen. Über konstruktive Ergänzungen und Änderungsvorschläge freue ich mich – gerne könnt ihr diese hier als Kommentar hinterlassen. Gerne könnt ihr das auch an andere Interessierte Fact-Sheet weiterleiten.

https://reiseleiter-israel.de/wp-content/uploads/2023/10/Fact-Sheet.pdf

War Goliath betrunken, als er gegen David kämpfte?

War Goliath betrunken, als er gegen David kämpfte?

War Goliath betrunken, als er gegen David kämpfte? Und wenn ja, war das Bier, das er getrunken hat, zumindest lecker?
Ein interdisziplinäres Team von Archäologen, Mikrobiologen und Braumeistern in Israel hat es geschafft, Hefemikroorganismen, die an der Innenseite eines uralten Töpfergefäßes überlebt haben, zu isolieren und zu identifizieren. Dieses Gefäß zur Herstellung von Bier stammt aus den archäologischen Ausgrabungen in Tel Zafit, das mit der biblischen Stadt Gath in Verbindung gebracht wird. Gath ist die Heimatstadt des legendären Riesen Goliath, der in der Bibel für seinen Kampf gegen den jungen David bekannt ist.
Es besteht die Möglichkeit, dass Goliath während seines Kampfes gegen David ein paar Schlucke von diesem alten Bier im Bauch hatte, was möglicherweise seine Reaktionszeit beeinflusst hat.
Die gute Nachricht: Basierend auf dieser Hefe hat eine israelische Brauerei ein modernes Craft-Bier hergestellt! Wer also herausfinden möchte, ob das Bier den Stein zwischen den Augen wert war, ist herzlich eingeladen, bei seinem nächsten Besuch in Israel einen Schluck dieses biblischen Bieres zu probieren. In diesem Sinne: Prost oder „Lechaim“!
Photos: (c) reiseleiter-israel.de, Hebrew University, Israel Antiquities Authority, בירה שקמה

Pfingstgeschehen im Jahr 2023

Pfingstgeschehen im Jahr 2023

Ich habe AI gefragt: Wie hätte sich das Pfingstgeschehen zugetragen, wenn es im Jahr 2023 stattgefunden hätte?
Der Vorschlag: Anstatt, dass der Heilige Geist „wie Feuerzungen“ herabkommt, regnet es einen Schauer von Wi-Fi-Signalen oder Datenströmen auf die Jünger herab.
Verwundert empfangen die Jünger den „göttlichen Download“. In der Mitte des Bildes schwebt der Heilige Geist in Form einer verspielten, pixeligen Wolke, die eine Reihe von Emojis aussendet, die die Gaben des Geistes repräsentieren – wie ein Daumen hoch für Ermutigung, eine Glühbirne für Weisheit und ein Party Popper für Feierlichkeit.
Was meint ihr? Hat Euch die moderne Darstellung von Pfingsten überzeugt?
Das Reiseleiter Israel Team wünschten seinen christlichen Followern auf jeden Fall ein frohes Pfingsfest.

Schawuoth – Fest der Milchshakes

Schawuoth – Fest der Milchshakes

Heute feiern wir in Israel das Fest der Milchshakes! Richtig, Schavuoth! ?
Schavuoth, was auf Hebräisch „Wochen“ bedeutet, feiert das Ende der siebenwöchigen Omer-Zählung, die an Pessach beginnt. Das klingt ein bisschen wie ein Countdown! Denn am Ende dieses Countdowns soll Moses die Tora am Berg Sinai erhalten haben.
Aber was hat das alles mit Milkshakes zu tun?
Stellt euch vor, das Volk Israel freut sich darauf die heilige Tora zu erhalten, das ultimatives Handbuch fürs Leben. Das wollte man durchaus mit einem Festmahl feiern! Aber mit der Tora kam eine ganz neue Reihe von Regeln, insbesondere die Koscher-Gebote. Das heißt, das Grillfest, das usprünglich geplant war, wird jetzt etwas komplizierter… ??
Hinzu kommt, dass die Tora der Tradition nach an einem Schabbat überreicht wurde und an Schabbat es weder möglich war ein Vieh zu schlachten noch das Geschirr koscher zu machen. Was macht man also? Man isst ausschließlich Milchprodukte! ??
So kam es, dass an jenem historischen Tag, als die Tora überreicht wurde, die jüdische Gemeinschaft Milchprodukte genoss. Und so wurde der köstliche Brauch geboren, an Shavuot Milchprodukte zu essen.
An dieser Stelle also allen jüdischen Freund/innen ein fröhliches Schawuoth Fest!

Antikes Schiffswrack vor der Küste Israels entdeckt

Antikes Schiffswrack vor der Küste Israels entdeckt

Antikes Schiffswrack vor der Küste Israels entdeckt
Ein Mann, der vor der Küste Israels bei Bait Yanai schwamm, machte kürzlich eine verblüffende Entdeckung: ein Schiffswrack aus der Römerzeit, beladen mit tonnenweise Marmorsäulen und anderen architektonischen Elementen.
Das Schiffswrack wird auf etwa 1.800 Jahre geschätzt und ist das erste seiner Art, das in diesem Gebiet des Mittelmeeres gefunden wurde. Die Archäologen, die das Wrack untersuchen, glauben, dass der wertvolle weiße Marmor – vermutlich aus der Türkei oder aus Griechenland stammend – für ein prächtiges öffentliches Gebäude in Caesarea, einer nahegelegenen Hafenstadt, bestimmt war. Unter den Funden waren auch Teile eines Architravs, eines dekorativen Steinbalkens, der auf Säulen ruht.
Insbesondere beantwortet die Entdeckung dieses Schiffswracks eine spannende Frage: Haben die Römer in Israel fertige Produkte oder Rohstein importiert? Die Fracht enthielt kleine, hervorragend fertiggestellte Kapitelle sowie Material für größere, die wahrscheinlich an ihrem Bestimmungsort fertiggestellt worden wären.
Quelle: Haaretz
Photos: The underwater archaeology unit at the Israel Antiquities Authority

Internationalen Frauentag

Internationalen Frauentag

Heute, am Internationalen Frauentag, feiern wir einerseits die Errungenschaften von Frauen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, erinnern uns gleichzeitig aber auch an die Hindernisse, denen Frauen immer noch gegenüberstehen.
Es gibt eine faszinierende Theorie zur Wahl des Datums für den Internationalen Frauentag: Sie besagt, dass Clara Zetkin bewusst den 8. März als Datum für den Frauentag wählte, um gleichzeitig an die Heldin des jüdischen Purim-Festes, Königin Esther zu erinnern. Purim erinnert an die Rettung der Juden Persiens vor der Massenvernichtung durch die Königin Esther, die Frau des Artaxerxes.
Im Iran (Persien) kämpfen heute Frauen wieder für ihre Grundrechte gegen ein brutales Regime.
Das Foto zeigt iranische Frauen am 8. März 1979 kurz nach der Revolution. Weitere 3.000 Frauen protestierten in religiöser Stadt Qom, Residenz von Ayatollah Khomeini. Alle unverschleiert.
Wir wünschen allen Frauen weltweit Frieden, Freiheit und Sicherheit.

Öl für Krönung von König Charles III

Öl für Krönung von König Charles III

Nur noch drei Monate bis zur Krönung von König Charles III. und das benötigte Öl ist endlich bereit – Halleluja!
Hierzu ein paar Fun-Facts aus dem Heiligen Land:
Im Thron, auf dem Charles während der Krönung sitzen wird, ist angeblich der Stein integriert, auf dem der Erzvater Jakob in Bethel seinen Kopf ruhte. Auf der Flucht vor seinem Zwillingsbruder Esau träumte er von der Jakobsleiter, und Gott versprach ihm in diesem Traum, dass er zahlreiche Nachkommen haben und das Land besitzen würde.
Das Öl, das bei der Krönung von Prinz Charles verwendet wird, stammt aus Oliven, die auf dem Jerusalemer Ölberg wachsen – unweit der orthodoxen Maria Magdalena Kirche. Dieses wurde vor ein paar Tagen in der Grabeskirche durch den griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem Theophilos III. und dem anglikanischen Bischof von Jerusalem – Hosam Naoum – gesegnet.
Diese neue Tradition hängt mit der Großmutter von Charles, Prinzessin Alice von Battenberg, zusammen, die in der russisch-orthodoxen Kirche von Maria Magdalena auf dem Olivenberg begraben ist. Da Alice orthodoxe Christin war, macht die Segnung durch einen orthodoxen Patriarchen also Sinn.
Die Krönungszeremonie wird aber später vom anglikanischen Erzbischof von Canterbury, Justin Welby geleitet, der sich schon mal für die Segnung des Öls bedankte.
Die Duftstoffe Ambra, (die aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen gewonnen werden), und Zibet (aus den Analdrüsen von Zibetkatzen) sind jetzt out! Stattdessen ist das Öl mit ätherischen Ölen wie Sesam, Rose, Jasmin, Zimt, Neroli, Benzoin und Bernstein sowie Orangenblüte parfümiert und damit – so betont es die BBC – frei von tierischen Produkten.
Es ist wirklich beeindruckend, wie viel Aufwand für eine Krönung betrieben wird. Und bei der Menge aus den Bildern wird sicher noch etwas Öl übrig bleiben. Wo das wohl Verwendung findet?
Alle Photos stammen vom Twitter Account der Royal Family

Wie Lisa Eckhart uns den Spiegel vorhält

Wie Lisa Eckhart uns den Spiegel vorhält – und dafür in die rechte Ecke gestellt wird.

Offenen Rassismus zu erkennen, das ist einfach und kann jeder.
Doch auch in der Mitte der Gesellschaft sind Klischees gegenüber Minderheiten nicht die Ausnahme: Schwule sind empfindsam, Schwarze sind musikalisch und Juden sind außergewöhnlich intelligent.
Philosemitismus oder die Überhöhung von Schwulen oder Schwarzen sind letztendlich jedoch ebenso Vorurteile und damit die andere Seite derselben Medaille. Wenn die Erwartungen der Philosemiten an Juden enttäuscht werden (und dasselbe gilt für die überhöhten Erwartungen an Schwule, Schwarze etc.), verwandelt sich das angeblich (!) positive Bild wieder in das, was es ursprünglich war: In negative Stereotype, Abneigung oder sogar Hass.


Mit ihrer Kunstfigur Lisa Eckhart knöpft sich Lisa Lasselsberger – wie die Kabarettistin mit bürgerlichem Namen heißt – daher das angeblich liberale Bürgertum vor. Narzisstisch und selbstverliebt (wie die Figur “Lisa Eckhart”) glaubt dieses, durch ein positives Sprechen über Minderheiten alle Vorurteile überwunden zu haben und somit alles richtig zu machen.
In einem Interview „Auf dem roten Stuhl“ sagt die Kabarettistin: „Wenn linke Flüchtlingspolitik betrieben wird, dann wird gesagt: ,Das sind Menschen wie du und ich’. Das ist ein Satz, der mich wahnsinnig macht. Wieso können wir nicht Menschen akzeptieren unter der Prämisse, dass jemand anders ist? […] Da zeigt sich, [auch wenn] sie es gut meinen, doch eine Xenophobie. Eine Angst vor dem Fremden […] weil sie sonst unfähig sind, damit zu kooperieren.”
Zusammenhangslos zählt Eckhart in ihrem Sketch der WDR-Mitternachtsspitzen drei Namen auf: „Polanski, Weinstein und Allen“. Welcher Ethnie/Religion drei von Tausenden #MeToo-Tätern angehören, sollte eigentlich keine Relevanz haben. Und dennoch war wohl die erste Assoziation bei den meisten Zuhörern: „Das sind ja alles Juden!“ Diese Assoziation stand nicht erst mit Eckharts Satire im Raum, sondern auch während der #MeToo-Debatte, als die Vorwürfe gegen die drei prominenten Männer laut wurden.
Lasselsberger macht deutlich, wie bedeutsam es in der Debatte ist, ob jemand jüdisch ist: In ihrer Rolle der Lisa Eckhart spricht sie das aus, was viele denken und überspitzt satirisch: „Da haben wir immer gegen der Vorwurf gewettert: ‘den Juden geht es nur ums Geld’ und plötzlich kommt heraus, ‘Denen geht’s wirklich nicht ums Geld. Denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld’.” Mit dem zweiten Teil ihrer Aussage als Lisa Eckhart zeigt Lasselsberger, dass sogar selbsternannte Judenfreunde nie wirklich daran geglaubt haben, dass Juden nicht immer ans Geld denken. Ihr Monolog ahmt jene Menschen, die es “gut meinen“, nach und offenbart die Hypokrisie und die Gefahr des Wandels vom positiven Klischeebild zum klassischen Antisemitismus.
Ein ähnliches Phänomen erkennt Lasselsberger im Umgang der Gesellschaft mit dunkelhäutigen Menschen.
„Wir hatten auch schon brav gelernt: ‘Auch der Schwarze ist ein Mensch’…und ehe man sich umdreht, schon führt der edle Wilde wieder seinen Stammestanz auf”. Durch ihre Kunstfigur “Lisa Eckhart” reproduziert Lasselsberger den Mechanismus, wie hinter positiv konnotierten Vorurteilen die altbekannten negativ konnotierten Stereotype wieder auftauchen. Das positive Klischeebild vom „Schwarzen“ zerbröckelt durch das Vergehen eines Einzelnen und an seine Stelle tritt das ursprüngliche, rassistische Stereotyp.
Nun steht Eckhart in der Kritik. Die “Jüdische Allgemeine” titelt einen Artikel über sie mit den Worten: “Judenhass unter dem Deckmantel der Satire”. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, empfindet die Aussagen von Eckhart als “geschmacklos und kritikwürdig” und auch die taz wirft ihr Menschenfeindlichkeit vor.
Eckhart spricht die in der Gesellschaft verbreiteten Stereotype offen aus und führt ihr Publikum, noch während es darüber lacht, vor. Das ist gut, legitim und hat mit Antisemitismus nichts zu tun. Satire darf das!
Warum sind die Darbietungen von “Lisa Eckhart” dennoch problematisch? Vielleicht, weil man erwartet, dass sie anschließend mit dem Finger auf das Stereotyp zeigt und sagt: “Achtung, das ist Rassismus”. Stattdessen lässt sie die Stereotype jedoch unkommentiert stehen. Lasselsberger distanziert sich auf der Bühne nicht von ihrer Rolle der arroganten “Lisa Eckhart” und nimmt damit in Kauf, missverstanden zu werden. Während sie der Gesellschaft vorwirft, sich in der Rolle der aufgeklärten, vorurteilsfreien Bürger zu sehr zu gefallen, ist ihr Verharren in der Rolle “Lisa Eckhart” selbst arrogant. Durch die fehlende Demaskierung der Vorurteile, die sie eigentlich nur ans Licht bringen möchte, reproduziert sie diese letztendlich und verletzt erneut jene Minderheiten, die sich zurecht über die Stereotype empört. Schade.