Zu den Störungen während meines Vortrags am 13.5.24 in Bonn
Am 13.5. durfte ich auf Einladung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Arbeitsgemeinschaft Bonn, der Jüdischen Hochschulgruppe die Bonner Uni, dem Katholischen Bildungswerk Bonn und der GCJZ Bonn meinen Vortrag „Zwischen innerer Zerrissenheit und neuen Gefahren: Israels Herausforderungen nach dem 7. Oktober“ in den Räumen der Bonner Universität halten. Nachdem es im Vorfeld bereits vonseiten sogenannter pro-palästinensischer Gruppen Versuche gegeben hatte, Druck auf die Universität auszuüben, die Veranstaltung abzusagen, kam es schließlich zu einer Demonstration vor dem Universitätsgebäude sowie zu zahlreichen Störaktionen während meines Vortrags (siehe Videos). Hier sind einige Gedanken und Eindrücke von meiner Seite.
– Mein erster Eindruck war, dass die sogenannten pro-palästinensischen Aktivistinnen und Aktivisten überhaupt nicht daran interessiert waren, worüber ich in meinem Vortrag sprach. Es ging ihnen nicht um eine inhaltliche Kritik, sondern ausschließlich um die Tatsache, dass ein Referent aus Israel in Bonn einen Vortrag hielt. Entsprechend hatten die Zwischenrufe nichts mit meinem Vortrag zu tun, sondern wurden im Vorfeld formuliert und vom Handy abgelesen.
– Selbstverständlich bot ich den Protestierenden an, sich nach dem Vortrag noch zusammenzusetzen und im kleineren Rahmen auszutauschen. Dieses Angebot wurde jedoch abgelehnt.
– Im Vorfeld meines Vortrags besuchte ich das „Gaza-Solidaritätscamp“ auf der Wiese vor dem Universitätsgebäude. Ich wollte erfahren, warum die Studierenden dort zelten, wie sie sich gegenüber der Hamas und dem Terrorangriff vom 7. Oktober positionieren und welche Lösung sie sich für den aktuellen Konflikt wünschen. Da um das Protestcamp herum Transparente und Schilder hingen, die z.B. ganz Israel plus die Westbank & Gaza in der palästinensische Flaggen zeigten, ein Schild auf die Stadt Haifa verwies und der ASTA der Universität aufgefordert wurde, ihr „Commitment against Antisemitism“ zu annulieren, wollte ich wissen, was für sie diese Aussagen genau bedeuten.
Auch hier erlebte ich (bis auf eine Ausnahme!) wenig Gesprächsbereitschaft. Stattdessen wurde mir gesagt, ich solle „mit meiner Verwandtschaft zu Hause“ diskutieren, man sei für eine Diskussion „zu erschöpft“ und sie müssten sich gegenseitig schützen, da das Thema sehr „belastend“ sei. Ein bisschen wurde dann doch diskutiert, wobei ich auf viel Unwissenheit stieß, so z.B. die Behauptung, arabische Israelis dürften nicht wählen. Als ich wegen des Schildes „be aware of zionists“ nachfragte, wie sie den Zionismus definierten, bekam ich keine Antwort. Auch der Unterschied zwischen israelischem Staatsgebiet, besetztem Gebiet und annektiertem Gebiet war vielen nicht klar. Während der Staat Israel an sich als illegitim angesehen wurde, da er auf der Vertreibung der Palästinenser beruhe, habe man mit jüdischen Siedlern im Westjordanland „kein Problem“, solange diese friedlich seien.
– Gegenüber den Opfern der Hamasgewalt am 7. Oktober erlebte ich kaum Emophatie oder Mitgefühl.
– Sind diese Protestierenden alles gestandene Antisemiten? So einfach würde ich es mir nicht machen. Stattdessen habe ich junge Menschen erlebt, die das menschliche Leid in Gaza beobachten und das Bedürfnis haben, sich dagegen zu engagieren. Das Problem sehe ich jedoch darin, dass ihre Nachrichtenquellen sehr einseitig und auch propagandistisch sind und (wahrscheinlich) viel auf Social Media beruhen. Damit sind diese jungen Menschen sehr anfällig für die Iran-Hamas-Propaganda, die das einzige Problem und die einzige Schuld an diesem Konflikt in der Existenz Israels sehen. Die Gefahr und Verantwortung, die von den Islamisten der Hamas und dem iranischen Regime ausgehen, werden dabei komplett ausgeblendet.
– Der Protest gegen meinen Vortrag war allein der Tatsache geschuldet, dass ich aus Israel komme. Dass ich kein Regierungsvertreter bin und mich seit Jahren für mehr Demokratie und den palästinensisch-israelischen Ausgleich ausspreche, spielt dabei keine Rolle.
Damit ist diese Art des Protests nicht nur absurd und gefährlich, sondern auch wenig pragmatisch noch hilfreich für irgendeinen Palästinenser oder eine Palästinenserin.

