Corona in Israel – Interview mit Yossi Tal

Yossi Tal war einer der ersten Corona-Erkrankten in Israel. Mittlerweile ist er wieder gesund und erzählt von seinen Erfahrungen und dem israelischen Umgang mit dem Virus.

Lieber Yossi, du warst einer der ersten Israelis, bei denen COVID-19 diagnostiziert wurde. Wie kam es dazu?

Yossi: Als Reiseleiter komme ich täglich mit sehr vielen Menschen in Kontakt. Am 2. März empfing ich am Ben Gurion Flughafen eine neue Reisegruppe aus Baden-Württemberg. Die ersten Nächte verbrachte die Gruppe in einem palästinensisch-christlichen Gästehaus in der Nähe von Bethlehem. Von dort aus unternahmen wir Ausflüge nach Jerusalem und in die nähere Umgebung.

Ein paar Tage später – wir waren bereits in der Negev-Wüste angekommen – rief uns der Besitzer des Gästehauses an und erzählte, dass er am Coronavirus erkrankt sei.

Wie ging es weiter?

Yossi: Mir war sofort klar, dass wir die Reise abbrechen müssen. Bis Ende Februar war der Coronavirus etwas, dass wir hauptsächlich mit China und Asien verbanden, doch mittlerweile wurde das Thema auch in Israel heiß diskutiert. In Absprache mit dem Reiseveranstalter beschlossen wir, die Gruppe auf einen früheren Rückflug umzubuchen. Da die Lufthansa aufgrund des israelischen Einreiseverbots bereits am 8. März den Flugverkehr nach Israel eingestellt hatte, war das jedoch schwieriger als erwartet. Schließlich fand der Reiseveranstalter zwei Flüge für den kommenden Tag. Die verbleibende Zeit verbrachten wir hauptsächlich in unserer Unterkunft und machten uns nach einer kurzen Nacht um 01.00 Uhr schließlich auf dem Weg zum Flughafen.

Der Ben-Gurion Flughafen ist ja bekannt für seine strengen Sicherheitskontrollen. Wie hat das mit der Gruppe funktioniert? 

Ganz anders als normalerweise. Die Gruppe durfte das Abflug-Terminal nicht einmal betreten und auch auf die typischen Fragen wie: „Haben Sie Ihren Koffer selbst gepackt“ wurde verzichtet. Stattdessen brachte der israelische Reisebus die Gruppe direkt bis zum Flugzeug. In Deutschland wurde die Gruppe dann sofort auf das Coronavirus untersucht. Von den 44 Touristen wurden 21 positiv getestet. Ich fuhr vom Flughafen direkt nach Hause und befand mich von nun an in Quarantäne. Bei Telefonaten mit dem Gesundheitsministerium musste ich genau erklären, wo wir mit der Gruppe gewesen sind und wen wir getroffen haben. Das Programm der Gruppe wurde in den israelischen Medien veröffentlicht. So versuchte man damals, die Bevölkerung zu warnen und die Verbreitung des Virus' zu verlangsamen.

Und Du?

Ein paar Tage später wurde auch ich positiv auf COVID-19 getestet und ins Rambam-Krankenhaus nach Haifa verlegt. Bis dahin hatte ich nur leichten Husten und erhöhte Temperatur. Ich wäre lieber zu Hause geblieben aber man bestand darauf. Ich war jetzt offiziell Israels Corona-Kranker Nr. 106.

Erzähle ein bisschen von Deinen Erfahrungen im Krankenhaus selbst.

Die ersten Tage war ich mit einem 73-jährigen Israeli untergebracht. Er war schon seit ein paar Tagen dort, hatte diverse Vorerkrankungen, schien aber auf dem Weg der Besserung zu sein. Eines Nachts verschlechterte sich sein Zustand jedoch rapide und hinterher erfuhr ich, dass er die Krankheit nicht überlebt hat. Das war nicht einfach für mich. Später waren wir dann zu viert im Zimmer und ich erinnerte mich an die berühmte Rede von Präsident Rivlin, in der er von den „vier Stämmen“ innerhalb der israelischen Gesellschaft spricht: In meinem Zimmer lagen ein ultraorthodoxer Jude, ein georgischstämmiger Nationalreligiöser mit gehäkelter Kippa, ein arabischer Israeli und ich, der säkulare Ashkenasi.

Klingt wie der Beginn eines Witzes. Seit ihr gut miteinander ausgekommen?

Ja, das war überhaupt kein Problem, wobei wir natürlich alle Rücksicht aufeinander nehmen mussten. Für den orthodoxen Juden klebten wir am Freitag Abend z.B. die Glühbirne in unserem Kühlschrank ab, da es orthodoxen Juden an Schabbat bekanntlich nicht erlaubt ist, das Licht an- oder auszuschalten.

Wie fanden die Untersuchungen im Krankenhaus statt?

Prinzipiell versuchte man, die Coronakranken von den restlichen Patienten und auch den Mitarbeitern zu trennen. Die meisten Untersuchungen wurden auf Distanz durchgeführt. Jeder von uns erhielt so eine Art Handy mit Kamera und die Ärzte gaben uns Anweisungen, was wir tun sollten. Dinge wie Fiebermessen, Ermittlung der Pulsfrequenz und des Blutsauerstoffgehalts haben wir selbst gemacht und die Daten wurden dann per Funk an die Ärzte übermittelt. Sogar das Röntgen meiner Lunge geschah mit einem mobilen Gerät direkt bei mir im Zimmer. Im Nebenzimmer lag eine 90-jährige pflegebedürftige Frau, die von ihrem Sohn versorgt wurde, der auch an Corona erkrankt war. Verständlicherweise versuchte das Pflegepersonal den Kontakt mit uns auf ein Minimum zu reduzieren.

Wann durftest Du wieder nach Hause?

Noch lange nicht. Nach zwei Wochen schlug man mir vor, in ein sogenanntes Corona-Hotel zu wechseln. Ich wäre lieber nach Hause gegangen, aber schließlich stimmte ich zu. Ehrlich gesagt war es im Krankenhaus durchaus auch etwas anstrengend. Vier Männer in einem Zimmer mit nur einer Toilette. Da kein Reinigungspersonal in die Zimmer durfte, waren wir auch selbst für das Saubermachen zuständig. Im Hotel wurde mir dann ein Einzelzimmer in Aussicht gestellt.

Diese „Corona-Hotels“ werden vom Israelischen Militär verwaltet.

Ja, dem sog. Heimatfront-Kommando (Pikud haOref), deren Aufgabengebiet vorwiegend im Bereich des Zivil- und des Katastrophenschutzes liegt. Insgesamt war die Zeit im Hotel auf jeden Fall eine Erleichterung. In der Lobby wurden uns Bücher und Gesellschaftsspiele zur Verfügung gestellt. Es gab sogar Tischtennisplatten und Spielekonsolen. Während im Rest des Landes mittlerweile eine Ausgangssperre galt, durften wir uns untereinander frei treffen und unterhalten. Auch hier ein bunter Mix an Bevölkerungsgruppen: Viele junge Menschen, die sich während der Purim-Festlichkeiten angesteckt hatten, aber auch wieder Orthodoxe und einige Araber. Zufällig traf ich sogar eine Freundin aus Armeezeiten, die ich seit 40 Jahren nicht gesehen hatte. Das war schön.

Und die Krankenversorgung?

Einzelne Zimmer des Hotels wurden für medizinische Untersuchungen genutzt. Da ich zwischenzeitlich wieder einige starke Hustenanfälle hatte, war ich letztendlich froh, hier weiter unter Beobachtung zu stehen. Nach ein paar Tagen musste ich dann an drei Tagen hintereinander einen Coronatest machen. Nachdem alle drei negativ ausfielen, durfte ich endlich wieder nach Hause nach Haifa.

Möchtest Du am Ende unseres Interviews noch etwas ergänzen?

Ja, ich möchte mich bei den vielen Ärzten, Pflegekräften,aber auch den Mitarbeitern des Hotels bedanken, die in den letzten Wochen ihre Gesundheit riskiert haben, um mich und die anderen Erkrankten durch diese schwierige Zeit zu bringen. Was diese Menschen in den letzten Wochen geleistet haben, ist wirklich phänomenal und ich bin von ganzem Herzen dankbar!

Lieber Yossi, ich danke dir für dieses Gespräch!

Yossi Tal, Jahrgang 1956, in Haifa/Israel geboren. Studierte Computerwissenschaften und Israel-Studien an der Universität Bar-Ilan. Nach 30 Jahren als Programmierer wechselte er 2013 den Beruf und arbeitet seitdem als Reiseleiter für vorwiegend deutschsprachige Gruppen. Yossi war einer der ersten Corona-Erkrankten in Israel. Mittlerweile ist er wieder gesund und erzählt von seinen Erfahrungen und dem israelischen Umgang mit dem Virus.

Genial und zukunftsweisend: Solar Guerrilla-Ausstellung im Tel Aviv Museum of Art

Genial und zukunftsweisend:
Solar Guerrilla-Ausstellung im Tel Aviv Museum of Art

Plötzlich wollen alle Unternehmen und Produkthersteller nur noch Eines:  Nachhaltig sein, umweltfreundlich wirken. Oft steckt hinter den angepriesenen Begriffen pures Greenwashing bereits bestehender Strukturen und Konsumgüter. Nicht so bei „Solar Guerrilla: Constructive Responses to Climate Change“. Nachhaltigkeit ist hier nicht nur ein Buzzword:

Sonderausstellung Solar Guerrilla

Die Sonderausstellung Solar Guerrilla im Tel Aviv Museum of Art diskutiert die Frage, welche Möglichkeiten insbesondere Städte haben, mit den Auswirkungen des Klimawandels umzugehen? Durch die stark anwachsende Bevölkerung müssten sich gerade Städte als kulturelle und soziale Zentren ihrer Verantwortung stellen und neue klimafreundliche Stadtkonzepte entwickeln. Große Städte  – so der Ausstellungskatalog –  sind Spielwiesen für Experimente, Initiativen und neue Ideen, die dann auch andererseits eingesetzt werden könnten.

Photo des Museums von außenPhoto des Eingangs in die Ausstellung Kind formt Landschaft aus Sand

Gezeigt werden 35 Beispiele aus unterschiedlichen Städten in der ganzen Welt, wie der urbane Raum perfekt genutzt werden kann, um Antworten auf die drängenden Fragen des Klimawandels zu geben: Bekämpfung von Luftverschmutzung, klimaneutrale Mobilität, Lösungen für die zunehmende Wohnraumknappheit sowie die immer schwieriger werdenden Versorgung der Bevölkerung mit gesunden Nahrungsmitteln und sauberer Energie.

Das Smog-Free Project

Sehr spannend ist dabei beispielsweise das Smog-Free Project unter der Leitung von Daan Roosegaarde. In diesem Langzeitprojekt werden Wohnkonzepte für sauberere Stadtluft realisiert. Zuletzt geschah dies in den Niederlanden, China und Polen, wo  luftfilternde Türme in smogbelasteten Städten installiert wurden und der Luft die Verunreinigungen durch Ionisierung zu entziehen. Genial daran: Die entzogenen Smogpartikel werden in Handarbeit zu Smog-Free Schmuck verarbeitet. Wer diesen Schmuck kauft, sieht nicht nur schick aus sondern er/sie schenkt einer Stadt und ihren Bewohnern außerdem saubere Luft. Ähnlich filtert das durch reine Muskelkraft angetriebene Smog-Free Fahrrad durcheinen angebauten Filter ebenfalls die verunreinigte Luft. Der Radfahrer entlastet also nicht nur durch den Verzicht aufs Auto die Luft, sondern auch durch das Radfahren selbst.

Vorstellung des Turms, der die Luft reinigt Modell des Turms Photo des Smog-Free Fahrrads Smogpartikel in kleinen Tüten

Climate Lab Book

Die Erderwärmung ist für viele Menschen nicht einfach zu begreifen, da die Lebenszeit eines Einzelnen zu kurz ist, um die gravierenden Veränderungen seit dem Beginn der Industrialisierung selbst wahrzunehmen. Umso wichtiger ist das Projekt „Climate Lab Book“, ein Blog, auf dem die Beschleunigung der Erderwärmung durch einfache Visualisierungen deutlich gemacht wird. Erschreckend klar wird hier jedem Betrachter, dass wir Menschen gerade an einem Wendepunkt in der Erdgeschichte stehen, den wir nicht länger leugnen dürfen. Die World Meteorological Organization möchte mit diesen Visualisierungen das Thema der Erderwärmung in der Gesellschaft populärer machen und den dringenden Handlungsbedarf verdeutlichen.

Photo der Warming Stripes

Vertikalen Gärten

Ein umfassendes städtebauliches Konzept stellt das in dieser Ausstellung gezeigte neue Check Point Building dar. Entlang der Küste Tel Avivs soll ein Viertel entstehen, das alle Aspekte klima- und ressourcenschonenden Lebens in sich vereinen soll. Dazu zählen vertikale Gärten, die als Nahversorgung der Bevölkerung mit frischen Lebensmitteln dienen sollen, außerdem soll der Komplex beschattete Erholungsräume bieten, Überflutungen oder extreme Winde, lang anhaltende Dürreperioden oder ander Wetterextreme abpuffern. Durch die vertikalen Gärten wird im Vergleich zum bisherigen Anbau von Lebensmitteln ein Vielfaches an Wasser gespart und zugleich der verfügbare Raum besser genutzt. Stadtplanerisch soll das Gebiet geschickt die übliche Windrichtung berücksichtigen und Fußgänger sowie Radfahrer im Vergleich zu Autofahrern begünstigen. Der Mensch soll durch dieses urbane Wohnkonzept wieder direkt mit der Natur in Kontakt sein, statt im städtischen Lebensumfeld von der Natur abgekapselt zu werden.

Kind steht vor Modell des neuen Check Point Buildings Gießen des vertikalen Gartens am Check Point Building Modell des neuen Check Point Buildings

 

Die Ausstellung zeigt: Unser Lebensstil muss sich nicht verschlechtern, aber doch verändern. So wie wir heute leben, zerstören wir unsere eigene Lebensgrundlage und verringern in nie dagewesener Geschwindigkeit die Anzahl der Tier- und Pflanzenarten auf der ganzen Erde. Dabei hat die Zukunft so viel mehr zu bieten, als nur ein uninspiriertes „weiter so“ bis zum Exitus. Genau diese Hoffnung treibt Kuratorin Vinitsky bei dieser Ausstellung an. Sie hofft, den Menschen nach dem Besuch des Museums die Augen geöffnet zu haben, damit sie ab diesem Zeitpunkt ihr Handeln kritisch hinterfragen.

Übrigens: Passend zum Thema wurde die gesamte Ausstellung, also auch die verbauten Materialien, so ausgewählt um auch hier den CO2-Fußabdruck möglichst gering zu halten.

  • Wo: Tel Aviv Museum of Arts
  • Wann: 18 Juli 2019 – 22 Februar 2020
  • Kuratorin: Maya Vinitsky
  • Infos zur Ausstellung

Aufkleber zwischen Krieg und Frieden

Aufkleber und Graffiti sind in Israel ein populäres Mittel, die eigene politische Meinung, Weltanschauung oder Vorliebe mehr oder weniger kreativ seinen Mitmenschen zu offenbaren. Besonders in den 90er Jahren gab es kaum ein Auto, auf dessen Heckscheibe nicht ein Aufkleber prangte, welcher die Verhandlungen mit den Palästinensern oder das Verhältnis zwischen Staat und Religion innerhalb Israels zustimmend oder kritisch kommentierte. Damals schrieb auch David Grossmann den berühmten Sticker-Song, der anschließend von der Hip-Hop Band HaDag Nachash vertont wurde. (Vgl. Endes dieses Blockbeitrags)

Auch zum aktuellen Konflikt entdecke ich auf Jerusalems Straßen ständig neue Bildwerke, die die Meinungsvielfalt innerhalb Israels, aber auch die z.T. etwas abstruse Weltsicht einiger Individuen dokumentieren.

Der erste hier vorgestellte Aufkleber erschien kurz nach der Ermordung der drei jüdischen Jugendlichen Naftali Fraenkel (16), Gilad Shaer (16) und Eyal Yifrah (19) im Juni 2014. In fast biblischem Hebräisch fordert der Text, auf den tragischen Tod mit dem Gebot der Nächstenliebe zu reagieren, damit die Seelen der Verstorbenen unbeschwert in die himmlischen Sphären aufsteigen könnten. Gott würde das Blut der Ermordeten rächen.

EyalNaftaliGiladAuf die folgende Militäroffensive reagiert der zweite Aufkleber. Hier heißt es: „Wir stärken und umarmen die Soldaten der Zahal (Israel Defense Forces – IDF) und trauern mit jenen, die in diesem Krieg Angehörige verloren haben.“

lovezahal

Aus einer ganz anderen Szene stammt hingegen das folgende Graffiti, welches ich an einer Bushaltestelle in der Gaza-Street entdeckte: „Untersuchungshaft = Entführung“ steht auf großen Lettern. Illustriert wird der Spruch mit einer Handschelle.

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Bezug nimmt der Graffiti wahrscheinlich auf die umstrittene „Administrative Haft“, welche von israelischen Militärgerichten gegenüber militanten Palästinensern verhängt wird. Aufgrund von „Sicherheitsrisiken“ kann es dabei passieren, dass weder die Betroffenen noch deren Anwälte die genauen Gründe und Beweise für die Inhaftierung erhalten und es auch zu keinem offiziellen Strafverfahren kommt. Auch wenn ich denke, dass die Praxis der Administrativhaft ein Ende finden muss und die Gefangenen in fairen Gerichtsverfahren angeklagt und gegebenenfalls verurteilt werden müssen, ist die Gleichsetzung mit der Entführung und Ermordung der o.g. Jugendlichen sicherlich geschmacklos.

In die gleiche Stoßrichtung folgt ein weiteres Graffiti, wo es einfach heißt: „Freiheit für alle politischen Gefangenen“.

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Mein „Lieblingsposter“ stammt jedoch aus dem ultraorthodoxen Mea Shearim Viertel:

Vier mit Atomsprengköpfen (!) bestückte Raketen fliegen von links in das Poster hinein, direkt darunter ein kaputtes iPhone. Eine Erklärung bietet der Text auf der rechten Seite:

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„Während die Raketensirenen ertönen [Anm. U.K.: Auch Jerusalem wurde – wenn auch seltener – mit einigen Raketen aus dem Gazastreifen beschossen], nehmen wir es auf uns und werfen die iPhones und ähnlichen Geräte hinfort. Wir reinigen unsere Häuser von diesen sündigen Geräten. Sodann werden wir [vom Raketenbeschuss] erlöst.

Moderne Smartphones werden von einigen Ultraorthodoxen strikt abgelehnt, da sie den Zugriff ins Internet und somit auf „unanständige Seiten“ ermöglicht. Dies verhindere ein Leben gemäß der Heiligen Schriften.

Sind also die Raketen aus Gaza nichts anderes als ein Weg Gottes, seinem Ärger über das ständige Telefongeklingel an der Klagemauer Luft zu machen?

Und wer es noch nicht kennt, hier noch der „Sticker-Song“ von HaDag Nachash

Die Übersetzung des Texts stammt aus der Seite von Hagalil

Eine ganze Generation fordert Frieden!
Lasst ZaHaL siegen!
Ein starkes Volk macht Frieden!
Lass ZaHaL sie zerfetzen!

Mit Arabern kann es keinen Frieden geben!
Gebt ihnen (den Palästinensern) keine Gewehre!

Es geht nichts über die Kampfeinheit, mein Bruder!
Wehrdienst für Alle! Freistellung für Alle!
Es gibt doch keine Verzweiflung in der Welt!
Judaea, Samaria und Gaza sind hier!

NaNachNachman aus Uman…
Keine Angst, der Messias ist nah!

Keine Araber, keine Anschläge!
Der Oberste Gerichtshof (BaGaZ) gefährdet Juden!

Das Volk steht zum Golan!
Das Volk ist für den Transfer (Araber raus)!
Lass Deinen Wagen in Jarka checken! (Werbung einer Autowerksatt)

Chawer, atah chasèr! (d.h. “Freund du fehlst!”, gemeint ist Rabin)
Heiliger, gelobt seiest Du, wir wählen Dich!
Direktwahl (des Premiers) ist schlecht!
Heiliger, gelobt seiest Du, wir ereifern uns für Dich!
Tod den Eiferern (Zeloten)!

Im Chor:
O je, wieviel Übel kann man schlucken!
Vater, hab Erbarmen, Vater, hab’ Erbarmen,
Ich heisse Nachman – und ich stottere.

O je, wieviel Übel kann man schlucken!
Vater, hab Erbarmen, Vater, hab’ Erbarmen,
G’tt sei Dank! Ich atme!

Ein Staat nach Halakhah (Religionsgesetz) – ist kein Staat mehr.
Wer geboren wurde, der hat schon gewonnen!
Es lebe der König Mashiach (Messias)

Ich fühle mich sicher, beim Frieden á la Sharon!
Hebron für immer und ewig!
Und wer nicht geboren wurde, der hat verloren.

Hebron, Stadt der Väter!
Bye, bye Transfer!
Kahane hatte Recht!
CNN lügt!

Wir brauchen starke Führung!
Frieden ist klasse und Danke für die Sicherheit.
Wir haben keine Kinder für unnötige Kriege!

Die Linke hilft den Arabern!
Bibi ist gut für die Juden.

Oslo Verbrecher vor Gericht!
Wir hier, sie dort!
Brüder vertreiben einander nicht! (Aufruf gegen die Räumung der Siedlungen)
Die Räumung von Siedlungen spaltet das Volk!
Tod den Verrätern!

Lasst die Tiere leben!
Tod den Werten!

Im Chor:
Wieviel Übel kann man nur schlucken!
Vater, hab Erbarmen, Vater, hab’ Erbarmen,
Ich heisse Nachman – und ich stottere.

Wieviel Übel kann man schlucken!
Vater, hab Erbarmen, Vater, hab’ Erbarmen,
G’tt sei Dank! Ich atme!

Vernichten, töten, vertreiben, täuschen!
Eliminieren, Ausliefern, Todesstrafe!
Niederreissen, Ausradieren, Niederwerfen bis zum Grund!

… an allem bist Du Schuld, Chawer!*

*) Mit Chawer (Freund) ist wieder Rabin gemeint, der “Hauptverbrecher von Oslo”, der am 4. Nov. 1995 von einem aufgehetzten Rechtsextremisten erschossen wurde. Geprägt wurde die Bezeichnung “Chawer” von US-Präsident Bill Clinton, der seine Abschiedsrede bei der Beerdigung mit “Shalom Chawer! Good bye, friend!” abschloss.

Orthodoxe Demonstration gegen die Wehrpflicht.

In Jerusalem demonstrierten heute mehrere hunderttausend jüdische Orthodoxe gegen die Einfühung der allgemeinen Wehrpflicht. Auf das nicht immer einfache Verhältnis der Ultraorthodoxen zum heutigen Staat Israel bin ich in einem früheren Blogbeitrag bereits eingegangen. Seither hat sich die Lage weiter zugespitzt. Die neue Regierung hat einen Gesetzesentwurf eingebracht, der vorsieht, die Wehrpflicht schrittweise auch auf ultraorthodoxe Männer auszuweiten.
Grund für den Gesetzesentwurf ist u.a., dass der oberste Gerichtshof die bisherige Befreiung der Ultraorthodoxen vom Wehrdienst als unrechtmäßig eingestuft hat. Weiter hofft die Regierung durch die Ausweitung der Wehrpflicht langfristig mehr Ultraorthodoxe in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Die heutige Gegendemonstration – eine der größten Demonstrationen in der Geschichte Israels – begann mit lauter Musik und einem gemeinsamen Nachmittagsgebet. Während ich die Demonstration beobachtete, empfand ich die Stimmung als sehr entspannt und überhaupt nicht gewalttätig. Dennoch ist die erfolgreiche Massenmobilisierung natürlich eine Hinweis für die Regierung, dass missliebige Entscheidungen durchaus auf Widerstand in der orthodoxen Bevölkerung stoßen wird.

Anbei ein paar Photos vom heutigen Tag inkl. Übersetzung der Schilder:

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„Wie ein Goj (Nichtjude) leben, könnten wir auch in Norwegen“

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„Es wird nicht gelingen, uns den Militärdienst aufzuzwingen“

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„Die Israelische Regierung schikaniert und zerstampft grob observante Juden“

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Männer und Frauen demonstrieren getrennt. Hier die Männerseite…

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… und hier die Frauenseite…

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„Nur in Israel gilt das Thora lernen als Verbrechen!!!“


Partystimmung verbreiteten (wie immer) die Anhänger des Rabbi Nachman von Breslov

Bereits vor ein paar Monaten fand ich bei einem Spaziergang durch Mea Shearim folgenden Aufkleber. Ein israelischer Soldat macht sich auf die Jagd nach völlig schockierten kleinen orthodoxen Jungs…

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Wir dürfen gespannt sein, wie sich dieses Thema weiter entwickeln wird.

Jerusalem, die …

Jerusalem, die Heilige Stadt. Sie ist das Ziel zahlreicher Pilger weltweit, ein Ort zwischen Religionen, Kriegen und Kulturen. Uriel Kashi, Reiseleiter in Israel, zeigt seinen Gästen aber auch ein anderes Jerusalem. Das, in dem Christen, Moslems und Juden nebeneinander und miteinander leben und sich arrangieren. Das Jerusalem, in dem im selben Laden T-Shirts mit »Free Palestine!« – Aufdruck, Motiven der israelischen Armee, von Jesus und von Popstars ausliegen. Er zeigt die Heilige Stadt mit Kirchen, Moscheen und Schreinen und die Stadt, in der die etwa eine Million Einwohner täglich ihren Geschäften nachgehen.

Ende letzten Jahres (2013) gab ich der Journalistin Susann Lederer ein Interview über Jerusalem und meine Stadtführungen dort.
Heute erschien der Artikel im Reisemagazin der Urlaubsbuchungswebsite www.ab-in-den-urlaub.de.
Wer Lust auf den Artikel hat, findet ihn im PDF-Format (5.5 MB) auf meiner Homepage unter:

http://www.reiseleiter-israel.de/israel/JerusalemUrlaub.pdf

Filme aus Israel

Die israelische Filmlandschaft zählt sicherlich zu den spannendsten in der Welt. Spielfilme, Autorenfilme und auch viele Dokumentationen beschäftigen sich dabei nicht unbedingt mit dem israelisch-arabischen Konflikt. Stattdessen stellen sie oft die Lebensbedingungen und Alltagswelt der Menschen in diesem Land anschaulich dar und ermöglichen es Interessierten, historische und kulturelle Zusammenhänge besser nachvollziehen zu können.

Tobias Ebbrecht ist ein Filmwissenschaftler aus Berlin, der lange wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Film & Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam sowie an der Bauhaus Universität Weimar war. Er promovierte zu dem Thema: Geschichtsbilder im medialen Gedächtnis. Filmische Narrationen des Holocaust und war bis vor kurzem Postdoctoral Research Fellow am International Institute for Holocaust Research Yad Vashem in Jerusalem.

Yesh Kolnoa. Blog von Tobias Ebbrecht.
Yesh Kolnoa. Blog von Tobias Ebbrecht.

Pünktlich zu den Internationalen Filmfestspielen in Berlin (Berlinale) beginnt Tobias nun einen neuen Blog namens Yesh Kolnoa (Es gibt ein Kino). Schwerpunktmäßig schreibt er hier über die zahlreichen israelischen Beiträge auf dem Filmfestival, geht aber auch ausführlich auf andere Filme mit historischer Thematik ein.