Privater Landausflug von Haifa oder Ashdod

Kreuzfahrttouristen sind eine ganz besondere Sorte von Menschen. Nicht jeder kann damit umgehen, jeden Tag in einem anderen Land aufzuwachen und den unterschiedlichsten Eindrücken und Erfahrungen ausgesetzt zu sein. Ein Besuch in Israel mit der Altstadt Jerusalems oder den christlichen Stätten rund um den See Genezareth ist für viele Besucher der Höhepunkt einer Kreuzfahrt durch das östliche Mittelmeer.

Doch leider ähneln viele der angebotenen Landausflüge großer Kreuzfahrtschiffe eher einer „Kaffeefahrt“ und geben den Besuchern wenig Zeit, die historisch und religiös so tiefgründigen Orte in Ruhe kennen zu lernen. In den vollgepackten Bussen ist es den Reiseleitern oft kaum möglich, sich auf die Interessen der einzelnen Touristen einzustellen.

Seit einiger Zeit biete ich deshalb private Tagesausflüge für Kreuzfahrttouristen an und habe in den letzten Tagen diesbezüglich auch meine Homepage überarbeitet.

Auf folgender Seite findet ihr eine Liste neuer Angebote, die ich Kreuzfahrttouristen in Form von privaten „Landausflügen“ anbiete. Über Feedback jeglicher Art (gerne auch in Form einer privaten Mail) würde ich mich freuen!

PS: Als Antwort für die zahlreichen Mails, die in den letzten Wochen erhalten habe: Ja, ja, ich weiß, der „reiseleiter-israel“- Blog ist in letzter Zeit etwas eingeschlafen 🙂 . Oktober und November war touristische Hauptsaison und es gab sehr viel zu tun. Doch nun, Ende November, komme ich endlich mal wieder zum Schreiben und werde – versprochen – auch wieder “bloggen”. Es ist ja auch einiges passiert hier in den letzten Wochen…

Wettbewerb „Vorurteil und Wirklichkeit: Wie ist der Staat Israel entstanden?“

Wettbewerb „Vorurteil und Wirklichkeit: Wie ist der Staat Israel entstanden?“

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Stuttgart und Mittlerer Neckar möchte Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg ermutigen, sich kritisch mit Vorurteilen gegenüber Israel auseinanderzusetzen. Dazu veranstaltet sie einen Schülerwettbewerb.
Schülerinnen und Schüler sind eingeladen, sich mit dem Thema „Vorurteil und Wirklichkeit: Wie ist der Staat Israel entstanden?“ zu beschäftigen. Sie können darüber einen Aufsatz schreiben, ein Video drehen, einen Song komponieren oder anders kreativ werden. Nicht nur individuelle, sondern auch gemeinsame Beiträge von Schülergruppen und Klassen werden angenommen. Ausdrücklich erwünscht ist, dass Lehrerinnen und Lehrer ihre Schülerinnen und Schüler bei einer Teilnahme unterstützen. Der oder die Gewinner erhalten ein Preisgeld von 300 Euro.
Zusätzlich zum Wettbewerb plant die DIG Stuttgart und Mittlerer Neckar gemeinsam mit der israelischen Botschaft im Februar Informationsveranstaltungen zur Gründung Israels an ausgewählten Schulen. Interessierte Schulen können sich per E-Mail bewerben:
baerbel.illi@t-online.de.

Weitere Informationen zum Wettbewerb finden Sie unter:
www.dig-stuttgart.net/?page_id=935
Einsendeschluss: 31. März 2013

Das Blog des ARD-Studios Tel Aviv

Das Blog des ARD-Studios Tel Aviv

Screenshot ardblog
Screenshot ardblog

Seit fast einem Jahr „bloggen“ die vier Korrespondenten aus dem ARD-Studio Tel Aviv täglich „von ihren persönlichen und politischen Alltags-Erlebnissen“ in Israel und Palästina. Die Idee ist, dem deutschen Zuschauer neben den immer wiederkehrenden politischen Analysen auch das Alltagsleben in Israel/ Palästina näher zu bringen.  Die vier Berichte über den besten Humus der Region gehen zwar vollkommen an der Realität vorbei (wer nun wirklich den besten Humus in Israel kennenlernen möchte, der sollte bei mir eine Tour buchen!), aber dafür erfährt man, wie israelische Künstler die Bäume auf dem Rothschildboulevard auf den milden Winter vorbereiten (mit heute immerhin +24 Crad in Tel Aviv) und wo es die beste Graffiti-Kunst in Tel Aviv zu entdecken gibt.

Die meisten Beiträge beschäftigen sich aber doch mit der aktuellen politischen Situation: Weit besser als die Videoblog-Beiträge, die über eine gewisse Oberflächlichkeit letztendlich nicht herauskommen, gefallen mir in letzter Zeit die geschriebenen Artikel von Richard Chaim Schneider, seit 2006 Leiter des ARD-Studios. Schneider gelingt es dabei, nicht nur die Beweggründe und Entscheidungen israelischer Politik verständlich zu machen und gleichzeitig kritisch zu hinterfragen. In seinen Analysen diskutiert er gerne auch den deutschen und europäischen Blick auf die Region und macht deutlich, dass auch deren Perspektive nicht „objektiv“, sondern Resultat europäischer Erfahrungen ist, die man aber nicht so einfach auf den Nahen Osten übertragen sollte. So auch in dem lesenswerten aktuellen Beitrag über Israels Reaktion auf das UN-Votum letzte Woche, Palästina den Status als Beobachterstaat („Non-member-state“) zuzuerkennen.

Schana Tova

Schana Tova

Kaum ein jüdischer Feiertag inspiriert so viele Werbefirmen und Videokünstler wie Rosh Hashana, das jüdische Neujahrsfest. Jedes Jahr tauchen eine Vielzahl kleiner Videofilme auf Youtube auf, in welchen den Zuschauern ein gutes neues Jahr gewünscht wird. Das Spektrum reicht dabei von kommerziellen Filmen, politischen, sehr religiösen bis hin zu säkularen und wissenschaftlichen Institutionen, die solche Filme in Auftrag geben.

An dieser Stelle wünsche auch ich allen Fans von reiseleiter-israel.de einen guten Rutsch in ein friedliches und fröhliches neue Jahr 5773

Anbei ein kleine Auswahl von neuen „Rosh Hashana“ Filmen. (Die Aussagen der Filme spiegeln nicht unbedingt die Meinung von reiseleiter-israel.de wieder :-))

1) Film des Technions – der Technischen Hochschule in Haifa

2) Filme von AISH – einer ultraorthodoxen Religionsschule in Jerusalem

http://www.youtube.com/watch?v=2gzpGCz6MJI
http://www.youtube.com/watch?v=T_M5-qthA8w&feature=related

3) Der Klassiker unter den Schana-Tova Filmen. Rosh Hashana gemäß den Muppets!!

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=mv0n13mN_0A&w=560&h=315]

4) Auch Politiker nutzen Rosh Hashana gerne, um ihre politisches Messages an die Masse zu bringen. Anbei eine Wahlwerbung der rechtskonservativen Partei „Israel-Beiteynu“

http://www.youtube.com/watch?v=WP6b61JZaBY

Ein Motiv, das bei vielen dieser Filme auftaucht, ist der Apfel. Traditionell isst man an Rosh Hashana Apfelstücke in Honig getunkt. Diese symbolisiert den Wunsch, dass das kommende Jahr ein möglichst süßes neues Jahr werden soll.

http://www.youtube.com/watch?v=hRpwMs9NPMA

Wer Lust bekommen hat, der darf dieses Jahr mitfeiern. Anbei noch eine Anleitung: „How to dip your apple in honey“

http://www.youtube.com/watch?v=29-4KKWcU_U

Israel veröffentlicht Protokolle zum Olympiaattentat 1972

Israel veröffentlicht Protokolle zum Olympiaattentat 1972

Heute, am 5. September 2012, jährt sich der 40. Jahrestag des Anschlages auf die israelische Olympiamannschaft 1972. Gegen 4.35 Uhr früh stürmten acht Mitglieder der palästinensischen Terrortruppe „Schwarzer September“ das Olympischen Dorf in München. Zwei israelische Sportler konnten flüchten, der Ringer Mosche Weinberg und der Gewichtheber Jossef Romano wurden erschossen. Insgesamt gelang es den Terroristen, neun israelische Sportler in ihre Gewalt zu bringen. Nach einem schlecht geplanten und völlig chaotischen Befreiungsversuch durch die deutschen Behörden wurden schließlich alle israelischen Sportler ermordet.

Anlässlich des Jahrestages veröffentlicht das Israel State Archives erstmals Protokolle, welche die Diskussionen zwischen den israelischen und den deutschen Behörden dokumentieren.

Aus den Dokumenten geht z.B. hervor, dass die israelische Regierung die deutsche Regierung dazu aufforderte, die Spiele zumindest solange auszusetzen, bis die israelischen Geiseln befreit seien. Die deutsche Regierung lehnte den Vorschlag mit dem Hinweis ab, dass dem deutschen Fernsehen keine alternativen Programme zur Verfügung ständen, da man sich vollkommen auf die Übertragung der Spiele eingestellt hätte.

Die überlebenden Terroristen wurden in Deutschland übrigens nie vor Gericht gestellt. Nach der Entführung einer Lufthansa Maschine wenige Wochen nach den Attentat in München entschied die deutsche Regierung, die inhaftierten Terroristen gegen die deutschen Geiseln auszutauschen. Während in Israel diese Entscheidung auf große Kritik stieß, verteidigte Willy Brandt die Entscheidung der Bundesregierung und betonte in einem Brief an die israelische Ministerpräsidentin Golda Meir, dass die „Haltung der Bundesregierung kein Zurückweichen gegenüber dem Terrorismus“ bedeuten würden.

Eine ausführliche deutschsprachige Dokumentation der olympischen Tragödie mit zahlreichen kleinen Filmen, Bildern und Hörfunkreportagen findet sich übrigens auch unter:

http://www.olympia72.de/attentat1.html
http://www.olympia72.de/attentat2.html
http://www.olympia72.de/attentat3.html
http://www.olympia72.de/attentat4.html
http://www.olympia72.de/attentat5.html
http://www.olympia72.de/attentat6.html

Yad Vashem – Gedenken im Wandel

Yad Vashem – Gedenken im Wandel


Gedenkstätten erzählen von der Vergangenheit. Sie sind jedoch gleichzeitig auch ein Spiegel der Zeit und des Ortes, in denen sie entstanden sind. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat mich gebeten, einen Artikel über Yad Vashem zu schreiben. Die Idee war, Yad Vashem vorzustellen und einer deutschen Leserschaft einen Überblick über Ausstellungskonzeption, Quellensicherung und die pädagogische Arbeit der israelischen Holocaust-Gedenkstätte zu vermitteln. Diese Woche wurde der Artikel schließlich in der Wochenzeitschrift “Aus Politik und Zeitgeschichte” abgedruckt und ist nun auch online lesbar.

http://www.bpb.de/apuz/141896/yad-vashem-gedenken-im-wandel

Flüchtlinge in Israel

Flüchtlinge in Israel

Letzten Samstag fand in Tel Aviv zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit ein Brandanschlag  auf ein von afrikanischen Flüchtlingen bewohntes Haus in Süd-Tel-Aviv statt. Der Anschlag hat in Israel die Diskussion wieder neu aufleben lassen, wie das Land mit dem verstärkten Zustrom von afrikanischen Flüchtlingen umgehen soll. Hierzu möchte ich an dieser Stelle ein paar Hintergrundinformationen geben:

Die meisten Flüchtlinge erreichen das Land illegal über die Ägyptische Grenze. Etwa 35.000 Flüchtlinge aus dem Sudan, aus Eritrea und anderen afrikanischen Ländern befinden sich heute in Israel. Teilweise handelt es sich um Kriegsflüchtlinge, doch scheinen auch einige Wirtschaftsflüchtlinge unter ihnen zu sein. Insbesondere in Tel Aviv und Eilat gibt es mittlerweile Stadtteile, in welchen die afrikanischen Flüchtlinge das Straßenbild stark prägen. 

Vom 4.-6. März 2012 veranstaltete die Rosa Luxenburg Stiftung in Kooperation mit der Flüchtlingshilfsorganisation ASSAF ein Seminar mit dem Titel: „Staatliche Flüchtlingspolitik und Gegenstrategien“. Leider konnte ich an dem Seminar nicht teilnehmen, aber seit ein paar Tagen finden sich die wichtigsten Vorträge über Youtube online.  Besonders beeindruckend fand ich den Vortrag von Gavriel Tekle, welcher mit seiner Organisation die Flüchtlinge aus Eritrea vertritt:

In seinem Vortrag berichtet er von viel Unterstützung, und dass viele israelische Soldaten, Politiker, Journalisten und auch einfache Menschen den Flüchtlingen engagiert unter die Arme gegriffen hätten. Viele Menschen kämen regelmäßig in die sog. „Shelters“, um Lebensmittel oder Kleidung vorbeizubringen. Zwar gäbe es noch viele Herausforderungen zu bewältigen, aber alles in allem erscheint er sehr angetan von der Solidarität und der Wärme, mit der ihm viele Menschen in Israel begegnet sind. Die ereträische Flüchtlingsgemeinde – so Tekle weiter – versuche sich für diese Unterstützung zu bedanken, indem sie sich an sozialen Projekten beteilige. Aktuellstes Beispiel: Anläßlich des Pessachfestes hätten eriträische Freiwillige in Wohnungen von Holocaustüberlebenden „Frühjahrsputz“ erledigt. (Vgl. hierzu auch das Video des Aufheulens der Gedenksirene für den Holocaust im Levinsky-Park nahe des zentralen Busbahnhofs in Tel Aviv. In diesem Stadtteil leben viele der Flüchtlinge aus dem Sudan und Eritrea)

In einem weiteren Vortrag beschreibt Anat Ben Dor von der Refugee Rights Clinic of the Tel Aviv University die Entwicklung der israelischen Asylpolitik von 2002 bis heute. Israel sei auf einen Flüchtlingsstrom aus Afrika überhaupt nicht vorbereitet gewesen,  sei als Staat aber auch nie bereit gewesen, seine Tore für die Hilfsbedürftigen weit zu öffnen. Stattdessen könne man in den letzten Jahren die Entwicklung feststellen, dass der Staat versuche – ähnlich wie zuvor schon Europa – den Zustrom von Flüchtlingen möglichst zu unerbinden. Heute würden nur 0,2% aller Asylanträge in Israel positiv entschieden. Obwohl Ben Dor die aktuelle europäische Flüchtlingspolitik meiner Meinung nach stark idealisiert, ist ihr Beitrag durchaus sehenswert.

Zur Frage des Umgangs mit den – meist moslemischen – Asylanten ist die israelische Gesellschaft wieder geteilter Meinung. Während die Einen Israel in der Pflicht sehen, Flüchtlinge bei sich aufzunehmen und insbesondere auf die Situation jüdischer Flüchtlinge zur Zeit des Holocausts verweisen, zeigen sich Andere – und hierzu gehören auch große Teile der jetzigen Regierungskoalition unnachgiebig und sprechen sich für möglichst schnelle Ausweisungen aus. Begründet wird diese mit den ohnehin schon zahlreichen Problemen und Herausforderungen, welche dieses doch sehr kleine Land zu bewältiugen habe. Teil des Planes, sich vor einem weiteren Zustrom afrikanischer Flüchtlinge zu schützen, liegt übrigens im Bau einer Mauer entlang der ägyptischen Grenze, die Ende 2012 fertiggestellt werden soll.

Entsprechend stößt der Versuch zahlreicher NGOs,  sich für die Rechte der Flüchtlinge starkzumachen,  nicht überall auf Wohlwollen. Es gab sogar den Versuch der jetzigen Regierung, die Finanzierung von NGOs, die sich für die Rechte dieser wie auch der arabischen Minorität im Land einsetzen, gesetzlich zu behindern. Allerdings scheinen diese Bestrebungen vorerst keinen Erfolg gehabt zu haben.

Vögel in Israel

Vögel in Israel

Israel ist für Vogelbeobachter seit langem ein sehr begehrter Reiseort. Geographisch bildet Israel eine Landbrücke zwischen den Kontinenten Europa, Afrika und Asien und so nutzen jährlich etwa 500 Millionen – 1 Milliarde Zugvögel Israel als Rastplatz auf ihrem Weg ins afrikanische Winterquartier und zurück. Vor ein paar Tagen lernte ich in Sde Boqer zufällig Thomas Krumenacker kennen, der als Fotograf regelmäßig nach Israel reist, um den Überflug der Vogelzüge zu dokumentieren. Auf seiner Webseite präsentiert er eine beeindruckende Auswahl seiner Aufnahmen, wobei er sich nicht nur auf Vögel beschränkt, sondern auch eine schöne Bildersammlung mit Landschaften und Menschen präsentiert. Eine wunderbare Seite, die einen Besuch wert ist.Bild

Arbeitsmigranten in Israel

ArbeitsmigrantInnen in Israel

Obwohl Israel seit der Staatsgründung ein Einwanderungsland ist, war das Thema Arbeitsmigration bis in die 90er Jahre hinein eine zu vernachlässigende Kategorie. Zwar gab es auch hier unterbezahlte Tätigkeiten, zum Beispiel in der Landwirtschaft wie auch im Baugewerbe. Diese wurden jedoch oft von Juden, die ursprünglich aus orientalischen Ländern stammten (sog. Mizrachim) oder nach 1967 von palästinensischen Arbeitern aus den besetzten Gebieten verrichtet. Diese pendelten täglich oder wöchentlich ins israelische Kernland. Nach dem ersten Golfkrieg 1991 und insbesondere nach dem Ausbruch der zweiten Intifada 2000 riegelte die israelische Armee aus Sicherheitsgründen das Westjordanland und den Gazastreifen immer häufiger ab, sodass Palästinenser als billige Arbeitskräfte nicht mehr in Betracht kamen. Aufgrund des neu entstandenen Arbeitskräftemangels wurden seit den 90er Jahren Arbeitsmigranten aus Übersee eingestellt. Für den Bausektor wurden insbesondere Arbeiter aus Rumänien, China und der Türkei angeworben, für den Pflegebereich sind heute vor alles Frauen aus den Philippinen, aus Nepal und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion tätig. Mittlerweile leben über 200.000 ArbeitsmigrantInnen in Israel – viele davon ohne legalen Aufenthaltstitel, da ihr Arbeitsvisa abgelaufen ist, sie eine Rückreise in die Heimat jedoch nicht antreten wollten. In einer rechtlich prekären Situation sind auch deren bereits in Israel geborene Kinder, die sich schon als Israelis verstehen und nicht in die Heimatländer ihrer Eltern zurückkehren möchten. Zur Frage des Umgangs mit solchen Migranten und insbesondere mit den hier geborenen Kindern wurde in Israel in den letzten Jahren eine sehr engagierte Debatte geführt. Die heutige Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat diese “Illegalen”.vor kurzem als einen „threat to the economy, society, security and demographic fabric on which the state of Israel is based“ bezeichnet. Eine Mehrheit der Regierungskoalition spricht sich heute für eine Abschiebung auch von Kindern aus, eine Forderung, die von Teilen der Oppositionsparteien scharf kritisiert wird. NGOs wie Kav Laoved, The Mesila Aid & Information Center der Stadtverwaltung Tel Aviv, die Hotline for Migrant Workers und die Physicians for Human Rights engagieren sich für die politischen Rechte wie auch medizinische Versorgung dieser Arbeitsmigranten. Kritisiert wird u.a., dass bereits die Anwerbung neuer Arbeitskräfte im Ausland durch private „Manpower“-Unternehmen unter menschenverachtenden Bedingungen geschieht. Auf den Internetseiten der erwähnten NGOs finden sich zahlreiche Informationen über die prekäre Situation, in welcher sich diese Menschen heute befinden. Ziel der oben genannten und vieler weiterer NGOs ist, den Arbeitsmigranten dabei zu helfen, ihre Interessen (wieder) eigenmächtig, selbstbestimmt zu vertreten und zu gestalten. Obwohl es viele Gruppen gibt, die sich politisch für diese Minderheiten engagieren, bin ich bei meiner Recherche nur auf sehr wenige pädagogische Programme gestoßen, die sich mit dem Abbau von Vorurteilen gegenüber ArbeitsmigrantInnen beschäftigen. Stattdessen versuchen alle diese Projekte, die Möglichkeit der Selbstbestimmung im Leben dieser Menschen oder Gemeinschaften zu erhöhen.

Holocaust-Gedenktag in Israel

Holocaust-Gedenktag in Israel

Diese Woche fand in Israel der Gedenktag für die Opfer des Holocaust – Yom Hashoa statt. Während in Deutschland am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus (27. Januar – Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee) für die meisten Menschen „Business as Usual“ bedeutet, spürt man in Israel, dass dieser Tag auch 67 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges nicht an Bedeutung verloren hat. Bereits am Vorabend von Yom Hashoa schließen im ganzen Land die Kneipen, Cafés und Diskotheken ihre Pforten. Im Radio wird ausschließlich traurige und melancholische Musik gespielt und im Fernsehen reiht sich eine Holocaust Dokumentation an die nächste. Sogar viele Hotels schmücken ihre Lobbys mit kleinen Holocaust Mahnmalen und an den Hotelbars wird kein Alkohol ausgeschenkt.

Besonders beeindruckend ist jedes Jahr wieder das Aufheulen der Sirenen um 10 Uhr morgens. Menschen unterbrechen ihre Arbeit, mitten auf der Straße steigen Menschen aus ihren Autos und selbst im sonst so turbulenten Supermarkt wird es plötzlich ganz still. Schweigend legen die Menschen eine Trauerminute ein.

Diese Woche begleitete ich den Freundeskreis Yad Vashem – Österreich während einer Rundreise durch Israel. Während der gemeinsamen Teilnahme an den offiziellen Gedenkfeierlichkeiten in Yad Vashem fiel mir mal wieder auf, wie sich der Umgang der Israelis mit dem Holocaust in den letzten Jahren verändert hat.

Betrachtet man israelische Holocaust-Denkmäler aus den 60er und 70er Jahren, so lässt es sich erkennen, dass der gewaltsame Widerstand gegen die Nazis im Zentrum der israelischen Erinnerungskultur stand. Widerstandskämpfer wie Mordechaj Anielewicz galten den jungen Israels als Vorbilder bei ihrem eigenen Überlebenskampf während der zahlreichen Kriege, die Israel gegen die scheinbar übermächtigen arabischen Armeen zu führen hatte.

Völlig anders gestaltete sich die diesjährige Gedenkzeremonie, welche unter dem Motto: „Der Einzelne und die Gemeinschaft. Jüdische Solidarität während des Holocaust.“ stand. Während die israelische Gesellschaft immer weiter auseinander driftet und die Aufsplitterung in Religiöse und Säkulare, Linke und Rechte, Arm und Reich etc. fast unüberwindbar erscheint, sehnen sich die Menschen nach einer größeren Solidarität zwischen den Menschen, wie sie es zur Zeit des Holocaust angeblich gegeben haben soll.

Besonders beeindruckend empfand ich zu Beginn der offiziellen Yad Vashem Zeremonie, wie Korporal Guy Peltz in Militäruniform auf Jiddisch ( 7,20 Minute) das Lied Papirosen sang

Vor der Gründung des Staates Israel wählte der Zionismus das Hebräische als Nationalsprache, wohingegen das Jiddische in Palästina geradezu verfemt wurde. Jiddisch stand für den „alten Juden“, den „schwachen Juden aus der Diaspora“, wohingegen das Hebräische den neuen, starken Juden repräsentierte. Die Verbindung: Israelischer Soldat + Militäruniform + Yiddisches Lied hätte ich für undenkbar gehalten und zeugt von einem gewissen Reifeprozess, den die israelische Gesellschaft bezüglich des Umgangs mit der eigenen Diaspora-Geschichte gemacht hat.

Außerdem: Sehr beeindruckend – wie immer – die Rede von Präsident Shimon Peres, die hier in deutscher Übersetzung nachgelesen werden kann.